Der eigentliche Sumpf ist nicht das Moor

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evaczyk Avatar

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s modert an allen Ecken in "Totes Moor", dem Rhön-Krimi von Lars Engels, der laut Verlagsangaben auch der Beginn einer neuen Serie ist. Da ist zum einen die Lage des Rhön-Städtchens Grimmbach am Roten Moor. Der junge Polizist Janosch Janssen ist mit sehr gemischten Gefühlen in seinen Heimatort und in sein marodes Elternhaus zurückgekehrt, um seiner unter Angststörungen leidenden Mutter unter die Arme zu greifen. Nur vorübergehend, wie er sich und allen anderen versichert. Es drängt ihn zurück nach Frankfurt, wo er seit seiner Ausbildung gearbeitet hat. In Grimmbach spürt er die Last schwerer Erinnerungen und einer schmerzlichen Vergangenheit.

Diese Vergangenheit aber tritt mit dem Fund einer Leiche im Moor wieder zutage. Die Tote war seit neun Jahren vermisst: Matilda, eine Mitschülerin von Janosch, der damals gerade das Abitur machte und heimlich für die schöne und extrovertirerte junge Frau schwärmte.

Matildas letztes Lebenszeichen war ein Anruf beim Notruf, nach einem nächtlichen Unfall auf der Landstraße. Im anderen Auto, bewusstlos, saß damals ausgerechnet Janoschs Vater, der Besitzer eines Blumenladens. Als eine Gärtnerschere mit seinen Fingerabdrücken und Mathildas Blut gefunden wurden, wurde er als Verdächtiger behandelt. Nach einem besonders aggressiven Verhör der ehrgeizigen Ermittlerin Diana Quester fand ihn Janosch erhängt im Laden.

Ausgerechnet diese Beamtin, mittlerweile in der Hierarchie noch weiter aufgestiegen, leitet nun die Sonderkommission, die sich noch einmal mit dem Verschwinden Mathildas befasst. Um Janosch besser im Blick zu behalten, holt sie ihn trotz seines persönlichen Bezugs zu dem Fall in die SoKo. So hofft sie den jungen Poliziste besser im Blick zu haben, wenn er eigenständig ermitteln will. Denn Janosch will posthum unbedingt die Unschuld seines Vaters beweisen.

Doch es gibt viele, die die Vergangenheit ruhen lassen wollen. Der eigentliche Sumpf, müssen die Ermittler erkennen, ist Grimmbach, wo lang gehütete Geheimnisse vielen buchstäblich die Luft genommen haben. Und doch muss irgendjemand gewollt haben, dass Mathilda gefunden wird, befestigte eine Solarlampa am Ort, an dem die Leiche lag. Dass es bei den Ermittlungen zu Spannungen zwischen Janosch und Diana Quester kommt, zu wechselseitigen Vorwürfen und Misstrauen, ist angesichts der Vorgeschichte wohl unvermeidlich. Doch je hartnäckiger die Ermittler sich in den Sumpf vorwagen, desto mehr Überrauschungen und neue Gefahren tauchen auf.

Mitunter wird in "Totes Moor" etwas dick aufgetragen, sind die Protagonisten reichlich plakativ und lassen Tiefe vermissen. Die düstere Atmosphäre des Moores und die Verformung der Dorfgesellschaft durch Verschweigen und Verdrängen dagegen sind gut getroffen. Trotz einiger Schwächen insgesamt solide Krimi-Kost.