Guter Krimi mit authentischem Setting und nachvollziehbaren Wendungen

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tanja.s Avatar

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Kommissar Janosch Janssen ist erst kürzlich wieder in sein Heimatdorf Grimmbach zurückgekehrt, um sich um seine Mutter zu kümmern, als im Moor eine Leiche gefunden wird, die sich als Matilda Nolte herausstellt. Die war in Janoschs Abschlussklasse und verschwand kurz vor dem Abi spurlos. Janosch war nicht nur in Matilde verliebt, sein Vater zählte auch als Hauptverdächtiger beim Verschwinden und hat aufgrund des Ermittlungsdrucks Selbstmord begangen. Nun versucht er, zusammen mit seiner erst widerwilligen Chefin Diana Quester den Mordfall aufzuklären und seinen Vater, von dessen Unschuld er immer überzeugt war, zu entlasten.

Für Janosch waren die Geschehnisse damals Grund, sein Heimatdorf zu verlassen, daher ist es etwas viel des Zufalls, dass die Leiche gerade zu seiner Rückkehr auftaucht. Im Laufe der Geschichte gibt es noch ein paar so Kleinigkeiten, die schon etwas unwahrscheinlich in ihrer Häufung sind, das bleibt für mich aber der einzige Kritikpunkt an dem Krimi. Das Setting ist sehr gut gewählt, weil dem Moor schon von jeher etwas Düsteres anhängt, was auch unterschwellig in das Buch einfließt, ohne ins Esoterische abzugleiten. Die Beschreibungen der Fauna und der Prozesse im Moor haben mir da auch sehr gut gefallen. Der Fall selber ist spannend, ohne allzu nervenaufreibend zu sein und hat auch die ein oder andere Wendung zu bieten. Am besten jedoch haben mir die beiden Hauptcharaktere gefallen, weil sie ein bisschen anders sind als man es von schon so vielen Krimis gewöhnt ist: Janosch Janssen ermittelt zwar gern auf eigene Faust, ist aber vom lebensgeplagten Einzelgänger weit entfernt und auch körperlich so ziemlich das Gegenteil des typischen knallharten Ermittlers. Seine Chefin Diana Quester ist noch nicht einmal besonders sympathisch, aber in ihrer Art so glaubhaft, dass ich sehr gern über sie gelesen habe. Auch das Verhältnis der beiden zueinander, ihr gegenseitiges Misstrauen, das auf die Anfänge dieses Falles zurückgeht, ist gut nachvollziehbar geschildert und passt zu den Charakteren der beiden.

Der Fall wird in zwei Zeitebenen erzählt: Hauptsächlich spielt sich die Handlung ab dem Zeitpunkt ab, als die Leiche gefunden ist, aber dazwischen sind immer wieder Sprünge in die Vergangenheit kurz vor das Verschwinden von Matilde eingebaut, sodass man in diesen beiden Zeitebenen nach und nach erfährt, was passiert ist. Das und der flüssige Schreibstil sorgen dafür, dass man das Buch schlecht aus der Hand legen kann.

Die Darstellung des Dorfes Grimmbach, dass an und für sich zwar fiktiv, so oder so ähnlich aber überall in Deutschland vorkommen könnte, ist gut gelungen. Man erfährt als Leser zwar einiges über die Verstrickungen der Bewohner untereinander, aber so ganz lichtet sich der Nebel nie, ganz so, wie es für Außenstehende in den meisten eingeschworenen Dorfgemeinschaften sein dürfte.

Von mir gibt es auf jenen Fall eine Leseempfehlung ür Krimifans und nur ein paar kleine Abzüge (4.5/5 Sternen). Ich bin schon gespannt auf den zweiten Fall für Janssen und Quester.