Zu viele persönliche Opfer-Ermittler-Beziehungen

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laberlili Avatar

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Nachdem ich diesen Serienauftakt gelesen habe, bin ich zwar durchaus gewillt, auch den nächsten Band der Reihe zu lesen; dennoch rechne ich aktuell nicht damit, diese neue Serie längerfristig zu verfolgen: Janoschs Heimatort Grimmbach, in den er zurückgekehrt ist, klingt einfach nur öde, langweilig, unspektakulär… im Vergleich erschien mir selbst das Kuhkaff, in dem ich aufgewachsen bin, wie eine regelrechte Partyhochburg, und ich tue mich schwer damit, zu glauben, dass jemand sehr beschaulich aufgewachsen ist und, kaum kehrt er ein knappes Jahrzehnt nach dem Abi zurück, dort Sodom und Gomorrha herrschen soll, dass es für eine ganze Reihe an Kriminalromanen reicht.
Nun wurde hier zwar ständig „Fulda“ als Köder in den Teich geschmissen; Fulda ist in der Nähe, die ganzen Jüngeren strebt es mindestens bis nach Fulda, die Kripo ist in Fulda ansässig…; was vermutlich suggerieren soll, dass die weiteren Fälle alle irgendwo rund um Fulda spielen werden und Janosch nur in diesem Örtchen wohnen wird, aber ich muss zugeben, dass mich Fulda hier aufgrund der wiederholten Erwähnungen schon sehr genervt hat, denn „Totes Moor“ spielt sich eigentlich komplett in Grimmbach ab.
Was mich aber persönlich eher gestört hat, waren die persönlichen Verstrickungen des Ermittlerteams in den Fall „Matilda“: Janosch zählte zu den letzten Personen, die Mathilda gesehen hatten, sein Vater galt dereinst als Hauptverdächtiger und seine jetzige Chefin ist nicht nur ebenfalls nicht ortsfremd, sondern zudem die Mutter einer weiteren Mitschülerin von Janosch und Mathilda. Jene Beamtin schien mir nicht erst ein wenig weltfremd, als sie in einer Szene beteuerte, Janosch könne ein ganz guter Polizist werden, was so klang als hätte er grad drei Tage Schulpraktikum geleistet und nicht bereits die komplette Ausbildung durchlaufen und schon zumindest ein paar Jahre als Polizist gearbeitet. Nein, ich fand es auch völlig irritierend, wie sie Janosch wegen dessen persönlicher Betroffenheit nicht in den Fall involvieren wollte, ihn dann doch ins Team holte, ihn ständig wieder rauswerfen wollte… wie gesagt: seine Chefin kam selbst von dort, deren Tochter war mit Matilda und Janosch zur Schule gegangen und ebenfalls auf der Party gewesen, nach der die nun ermordet aufgefundene Matilda spurlos verschwunden war. In meinen Augen hätte Diana Quester aufgrund ihrer eigenen familiären Verbindungen ebenso wenig damals den Verschwundenenfall bearbeiten dürfen wie sie heute den Mordfall hätte leiten dürfen.
Wäre „Totes Moor“ nun eine darauf aufgebaute Erzählung, wie hinterrücks auf eigene Faust ermittelt wird: okay. Aber so ganz hochoffiziell? Gleich zwei Ermittler mit direkter Verbindung zum Mordopfer: das hört sich an als würde jemand in einer Spitzenposition etwas vertuschen wollen, aber nun, hier war es lediglich Diana Quester, die auf Janoschs Präsenz im Team (mal mehr, mal weniger, mal gar nicht) beharrte und das erschien mir so dubios, dass ich den Gedanken, wieso man der möglichen künftigen Verteidigung von vornherein so sehr in die Hände spielen wollte, einfach nicht loswurde.
Da fand ich die Auflösung schon eher unspektakulär, und das, obschon es doch sogar noch einen dramatischen Showdown gab (der auch hier wie zumeist in derlei Romanen wiederum völlig überflüssig war).

Im Grunde genommen eine solide Kriminalgeschichte; ob ich weiter an der Serie interessiert bleibe, mache ich allerdings stark davon abhängig, ob in Band 2 ein „neutraler“ Fall bearbeitet werden wird oder ob Janosch Janssen da wieder persönliche Beziehungen zu Opfern, Zeugen, Verdächtigen etc. unterhalten wird (hoffentlich nicht!).