Ein Leben für Eiscreme

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gapsi Avatar

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„Träume aus Eis“ erzählt die Geschichte des Münchner Eisfabrikanten Josef Pankofer und seiner Familie - das Leben für einen Traum, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht die Besten sind. Das Buch ist ein schöner Familienroman der auch ein gutes Bild des Lebens um 1930 herum zeigt - insbesondere des Lebens junger Frauen. Zahlreiche, auch tragische, Wendungen, lassen das Buch mehrfach drehen, sodass die Geschichte nicht langweilig wird - teilweise tritt sogar das Eis in den Hintergrund. Auch wer etwas Liebe sucht, kommt ganz sicher nicht zu kurz da beide Pankofer-Mädchen während der Geschichte ihre große Liebe finden.

Was für meinen Geschmack allerdings tatsächlich etwas zu kurz kommt ist der historische Hintergrund. Ich kenne München sehr gut und lese Bücher wie dieses auch, um hier ein paar Einblicke, auch in das Stadtleben, der damaligen Zeit zu erhalten. Hier wurden zwar mehrere Schauplätze, wie z.B. der Viktualienmarkt, die Kaufingerstraße oder auch das Künstlerhaus genannt, aber ich konnte mich nicht wirklich in die Stadt hineinversetzen. Ich lese dann gerne einzelne Ereignisse oder Orte nach - das hat mir hier gefehlt. Ebenso die Figur des Josef Pankofer - die Autorin beschreibt im Nachwort selbst, dass es die Figur zwar gab, diese allerdings zeitlich erst später geboren ist, als die Figur in der Geschichte. Über den „richtigen“ Josef Pankofer ist wohl nur sehr wenig bekannt -außer eben dem „Steckerleis“. Hier hätte ich mir aber gewünscht, dass man ihn dann nicht „älter“ macht, sondern eben in den richtigen Kontext rückt.

Die Geschichte selbst fand ich angenehm zu lesen - hier aber ganz klar der Hinweis: Die Figuren sprechen Dialekt, welcher auch so geschrieben ist. Da sich dies durch das gesamte Buch zieht, kann es für Leser die vielleicht kein bayrisch sprechen oder es einfach nicht lesen wollen, durchaus anstrengend sein. Mir selbst war es teilweise zu viel. Was mir besonders gut gefallen hat waren die Frauenfiguren, allen voran die älteste Tochter Frieda. Diese habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen, aber auch die anderen Frauen, Erna, Lotte und Fanny fand ich toll. Josef muss ich sagen blieb für mich etwas farblos, vielleicht weil er die meiste Zeit eher am Rand des Geschehens mit seiner Eisproduktion beschäftigt war. Wenn er auftauchte war seine Laune meist schlecht und so konnte er mich nicht wirklich überzeugen.

Für mich alles in allem ein schönes Buch - normalerweise würde ich jetzt sagen „zum Abschalten“ allerdings sind hier durchaus mehrere tragische Wendungen eingebaut, die wohl eher weniger zum Abschalten einladen. Auf jeden Fall aber angenehm zu lesen mit tollen Frauenfiguren.