Sehr viel Drama

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Franziska Winkler alias Nicole Steyer, Anke Petersen oder Linda Winterberg hat sich den Anfängen des "Eis am Stil" angenommen. In ihrem fiktiven Roman "Träume aus Eis" erzählt sie die Geschichte um das erste "Steckerleis" und seinem Erfinder Josef Pankofer.

Gemeinsam mit seiner Frau Erna eröffnet er 1929 in München einen kleinen Eissalon. Um aus der Masse der größeren Kaffeehäuser, die ebenfalls Eis verkaufen, hervorstechen, möchte er etwas Neues und Einzigartiges anbieten. In einer Zeitschrift liest er über das erste Eis am Stil in den USA und bei einer Reise nach Berlin lernt er tatsächlich einer Kollegen kennen, der bereits daran arbeitet. Sein Traum ist es, sein eigenes "Eis am Stil" in München zu verkaufen.

Doch nicht nur der große Konkurrent, das Café Großglockner mit original italienischenem Eis, sondern auch die Weltwirtschaftskrise, dämpfen Josefs Träume. Dann verliebt sich seine Tochter Frieda auch noch in den Sohn des größten Konkurrenten und deren jüngere Schwester Lotte hat mit dem Eissalon so gar nichts am Hut....

Inspiriert ist die Geschichte von Josef Pankofer, der das Eis am Stiel in Deutschland bekannt machte. Die historischen Fakten um sein "Jopa-Eis" sind allerdings dünn gesät. Die Autorin konzentriert sich eher auf die fiktive Familiengeschichte. Dadurch reiht sich dieser Roman in das "Allerlei" anderer leichten, sogenannten "historischen" Familiensagen ein, die sich gerade gut verkaufen. Ich lese diese sehr gerne, aber es gibt hier wirklich sehr große Unterschiede was Authentizität und Historie betrifft.

Gefallen hat mir das Münchner Lokalkolorit. Beim Lesen fühlt man sich direkt vor Ort. Auch der manchmal eingefügte bayrische Dialekt trägt zur Authentizität bei. Interessant waren die Hintergrundinformationen rund um die Eisherstellung, die zu dieser Zeit wirklich ein sehr umständlicher Prozess war!

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Die Geschichte ist sehr kurzweilig geschrieben. Die Figuren sind authentisch. Von manchen hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht, andere sind wiederum sehr ursprünglich und sympathisch, wie Fanny, die Küchenhilfe. Sie ist mir besonders ans Herz gewachsen. Manche Teile der Geschichte leben erst richtig durch ihre Person.
Mit Josef Pankofer hatte ich manchmal Schwierigkeiten. Er ist ein Tüftler und Träumer. Oftmals versinkt er in seiner eigenen Welt und vergisst dabei alles um ihn herum. Seine Sturheit in Bezug auf Frieda und Erich hat mir allerdings nicht gefallen und wirkte mit der Zeit unglaubwürdig.

Was mir weniger gefallen hat, war die Masse an Dramen. Kaum schien es bei den Pankofers bergauf zu gehen, schlägt das Schicksal erneut zu. Vieles wurde mir auch viel zu schnell gelöst.
Ebenso haben sich einige Fehler eingeschlichen. Figuren haben plötzlich andere Namen oder verschiedene Hintergründe. Das darf - meiner Meinung nach - im Lektorat nicht übersehen werden!
Das Cover hat mich hingegen richtig angesprochen und neugierig auf den Roman gemacht.

Fazit:
Ein leicht zu lesender Roman, der sich eher in die Riege "leichte Familiensaga" einreihen lässt und nicht wirklich in die Tiefe geht. Mir waren es vorallem in der zweiten Hälfte zu viele Dramen und Schicksalschläge. Interessant ist die damals noch sehr umständliche Eisherstellung, die den Rahmen der Geschichte bildet.