Traurige Auftragsarbeit

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mammutkeks Avatar

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Ein Kabarettist, den ich nicht kenne, schreibt ein Buch über seine Reise auf dem Jacobsweg, von dem ich eigentlich nach Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" nichts mehr lesen wollte. Und doch fasziniert mich dieses erste Stück aus "Trauer ist eine lange Reise" von Georg Koeniger. Die Art, wie er mit dem Tod der geliebten Frau umgeht, ihr ihren letzten Herzenswunsch erfüllt, ist rührend, charmant, einfach toll.
Mit Sätzen wie "Gut möglich, dass Santiago de Compostela ein ganz besonderer Ort ist, zu dem es sich zu reisen lohnt. Aber was den Wahrheitsgehalt der Legende um den heiligen Jakob angeht, könnte man genauso gut auch zu Schneewittchens Schloss pilgern oder zur Hütte der sieben Zwerge." hat mich Koeniger für sich eingenommen. Irgendwie leicht und dennoch unendlich traurig! Genau so, wie man sich nach dem Verlust eines geliebten Menschen fühlt! Denn das Leben geht weiter - und dennoch will man sich an den Toten erinnern, die lustigen, schrecklichen, ernsten oder fantastischen Erinnerungen aufwärmen, wieder erleben, mit anderen teilen. Und genau das ist Koeniger gelungen. Er vermischt die Reisedarstellung - mit dem Rad von Würzburg nach Santiago de Compostela - mit den Erinnerungen an die letzten gemeinsamen Tage mit seiner geliebten Andrea. Wie sie gegen den Krebs kämpft, wie sehr ihn ihre Tapferkeit berührt. Und doch muss er "funktionieren", steht weiterhin als Kabarettist auf der Bühne. Und dann trotz aller Hoffnungen doch der Tod ...
Wie schon geschrieben, ein Buch, das mich bereits auf seinen ersten Seiten sehr berührt hat. Und dem ich zutraue, dass auch die weiteren Seiten sowohl zum Lachen als zum Weinen anregen, auf jeden Fall aber zum Nachdenken!