Pilgerreise

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bavaria123 Avatar

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Der Inhalt
Georg Koeniger, geboren 1957 im Münsterland, von Beruf Kabarettist und Autor, verarbeitet in diesem Buch den Verlust seiner Frau Andrea, die plötzlich und für eine aktive Frau unerwartet an Lungenkrebs erkrankte und nach relativ kurzem, heftigen Leidensweg sterben musste. Sie wurde sozusagen mitten aus dem Leben der beiden gerissen. In ihrem Andenken begibt er sich im Mai 2014 auf eine vierwöchige Radtour, dem 2.500 km langen Jakobsweg von Würzburg nach Santiago de Compostela, weil sie den Wunsch hegte, dieses zu tun.

Meine Meinung
Eines vorweg. Mir war bis zu diesem Buch Georg Koeniger vollkommen unbekannt. Ich kannte ihn nicht als Kabarettist und auch nicht als Autor. Aber so konnte ich sehr unbefangen an das Buch herangehen.

Als erstes betrachte ich das Cover. Es ist in warmen Farben gehalten. Das Rad und das Muschelzeichen vom Pilgerweg weisen dem Leser schon buchstäblich die Richtung. Und ein Pfeil ist zu sehen, und der zeigt nach oben. Soll das in mehrfacher Weise ein Richtungszeichen sein?
Bezeichnend ist das Leseband. Es trägt die Farbe schwarz.
Sehr angenehm finde ich die Landkarte in dem Umschlag. Da sieht man immer genau, wo der Autor die einzelnen Etappen für eine Übernachtung unterbrochen hat und wie seine Tour verlaufen ist.

Der Schreibstil ist sehr sympatisch, es kam mir beim Lesen so vor, als erzählte der Autor mir von seinen Erfahrungen und Gefühlen. Das macht einen ehrlichen Eindruck und als Leserin habe ich mich ihm nahe gefühlt.
Was er schreibt und beschreibt ist emotional und bewegend. Die Liebe zu seiner Frau Andrea ist absolut spürbar. Georg Koeniger beschreibt abwechselnd die letzte Zeit mit seiner Ehefrau und die Erlebnisse im Verlauf seiner Reise.
Seine Fahrt geht bergauf und bergab. Die Route ist mal kurvig, mal gerade, mal sehr holprig und mal ganz breit. Mal ist er allein, mal begleiten ihn andere Radler ein Stück weit. Und das ist im Grunde die Beschreibung seiner Trauerverarbeitung.
Es ist ein Buch über den Tod und über das Leben. Über die Liebe, die auch über den Tod hinaus währt. Ein Buch über das Loslassen und das Zulassen der Trauer. Über das Verarbeiten des Verlustes eines geliebten Menschen und die Hoffnung auf den Neubeginn. Über das Scheitern und das Wachsen an scheinbar nicht zu überwindenden Schicksalsschlägen.

Ist es ein Sachbuch? Ein Ratgeber? Ein Roman?
Ich kann es nicht genau einordnen, aber es ist ein sehr lesenswertes, bewegendes Buch. Der eigentliche Jakobsweg steht weniger im MIttelpunkt als beispielsweise bei Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg". Vielmehr geht es um das eigene Überwinden und den eigenen Weg.

Ich vergebe sehr gern alle fünf Sterne und kann dieses Buch absolut empfehlen.