Trauer ist eine lange Reise

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raschke64 Avatar

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Georg Koeniger ist Kabarettist. Seine Frau verstirbt an Lungenkrebs. 22 Jahre waren sie zusammen. Er erfüllt ihr den letzten Wunsch: mit dem Fahrrad den Jakobsweg abzufahren. Denn Fahrradreisen haben sie beide gern gemacht. Und so macht er sich Monate später auf den Weg. Er fährt den Weg nicht sklavisch ab, sondern auch ein Stück mit dem Bus bzw. auf besseren Straßen, als der Camino sie bietet. Seine Frau Andrea ist „immer mit dabei“.

Ich kannte Georg Koeniger bisher weder als Kabarettist noch als Autor. So ging ich sozusagen komplett unvorbelastet an dieses Buch. Es erzählt von der Reise, aber auch von der Zeit mit Andrea und vor allem von der Zeit mit der Krankheit. Immer im Wechsel. Genau dieser Wechsel macht es so gut. Man trauert mit, fühlt dann aber auch wieder die Strapazen und humorvollen Momente auf dem Jakobsweg. Koeniger wird nicht einfach zum Pilger und erkennt auch keinen göttlichen Sinn auf der Reise, aber er verarbeitet seine Trauer und kann etwas abschließen. Da ich selbst in der gleichen Situation bin, habe ich viele Sachen in der Trauerbewältigung erkennen können. Auch die Reaktionen der anderen Leute. Und die Entscheidung – ich trauere, wie ich will. Ich habe nicht die Entscheidung gewählt, den Jakobsweg zu laufen. Doch auch bei mir hat eine Reise viel weitergeholfen. Dieses Buch bestätigt vieles. Dazu ist es aber mehr – es ist kein Ratgeber und gibt doch Rat, es schreibt nichts vor und macht doch Hoffnung. Nebenbei gesehen liest es sich auch noch gut und unterhält. Im Hinterkopf hatte ich genau die vorgestellten Menschen – das Buch bietet sich für eine Verfilmung geradezu an.