Unterwegs zum Neuanfang

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danion Avatar

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Als ich den Titel dieses Buchs gelesen hatte, wusste ich gleich, dass es ein sehr intimes Buch sein soll, ein Buch voller Schmerz und Suche nach Neuanfang. Das schildert auch die Buchzusammenfassung. Und das Buch ist genau das, was der Klappentext verspricht. Ein Buch, in dem die Stimmung schon in den ersten Sätzen tief verankert ist: Trauer und Trennung.

Etwa ein Jahr nach dem Tod seiner Frau macht sich Georg Koeniger, der Autor, auf den Weg nach Santiago de Compostela, mit dem Fahrrad. So wie es seine Frau Andrea machen wollte. (Er wollte diese Reise eigentlich nicht machen, was er auch offen gesteht, die Legenden um den Jakobsweg kritisch betrachtet oder sogar auslacht, aber er macht diese Reise doch, zuerst für seine Frau, aber später merkt er selbst, dass es vor allem eine Reise für ihn selbst ist.)

Das Buch beschreibt, wie die Reise von Würzburg über Frankreich und Spanien verlief, was der Autor dabei erlebte und wie er sich langsam vom früheren Leben trennte: zuerst ungewollt (wo z.B. das Handy seiner Frau gestohlen wird, in dem noch die Nachrichten und Fotos gespeichert waren) oder später als die Realisierung des Reiseziels (indem er die Urne mit der Asche seiner Frau auf dem Jakobsweg hinterlässt). Wie viel Kraft es ihm kostete, denn er musste das auseinanderreißen, was zusammengehörte. Aber diese Reise war es offensichtlich wert: Schon bald stellt der Autor fest, wie sie seinen Blick auf verschiedenste Sachen änderte. Er sieht vieles mit anderen Augen. Parallel zur Reisebeschreibung wird die Entwicklung der Krebserkrankung der Frau beschrieben, wie sie gelitten hatte und was es für den Mann bedeutete. Den Mann, der hauptberuflich ein Kabarettist ist. Er schreibt, wie es war, den Wahnsinn des Kampfes gegen Krebs mit der Arbeit zu verbinden, wo er Menschen zum Lachen bringen sollte. Das gleiche versucht der Autor auch auf den Seiten des Buches zu machen (z.B. mit seiner Version der Welterschaffung). Allerdings fand ich die meisten Witze nicht wirklich lustig. Wahrscheinlich war ich zu sehr auf die traurige Seite fokussiert.

Für mich war das Buch eine emotional sehr schwere Lektüre, denn ich kenne das aus meiner eigenen Familie. Und das meiste, was der Autor in seinem Buch schildert, konnte ich auch erleben, ich hatte wieder diese Bilder vor den Augen. Eine Krankheit, die keine Hoffnung auf Besserung lässt... Also machte ich diese Reise mit dem Autor mit. Ein schönes Gefühl!

Ein sehr gut geschriebenes Buch, ein sehr persönliches Buch, das mich sehr gerührt hat.
Ich würde es sehr gerne weiterempfehlen, vor allem denen, bei denen die lange Reise, die Trauer heißt, auch noch nicht abgeschlossen ist...