Eher durchschnittlich

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lunamonique Avatar

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„Travis Delaney – Was geschah um 16:08?“ bildet den Auftakt zur Thrillerreihe von Kevin Brooks. Inzwischen sind „Wem kannst du trauen?“ und „Um Leben und Tod“ erschienen.

Die Privatdetektive Jack und Izzy Delaney sterben bei einem mysteriösen Autounfall. Ihr Sohn, der 13jährige Travis, bemerkt auf ihrer Beerdigung einen Fremden mit versteckter Kamera. Mit Hilfe der Assistentin seiner Eltern Courtney stellt Travis Recherchen an. An welchem Fall haben seine Eltern zuletzt gearbeitet, und warum sind sie nicht wie geplant direkt nach London gefahren? Immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf. Travis und Courtney bringen sich mit ihren Nachforschungen in Gefahr.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Travis erzählt und beginnt mit der Beerdigung der Eltern. Bald wird klar, dass es sich um keinen normalen Autounfall gehandelt hat, sondern mehr dahinter steckt. Band 1 basiert auf dem Rätsel um den Tod von Jack und Izzy. In was sind sie hinein geraten, und warum mussten sie sterben? Travis‘ Schicksal berührt. Er wird nicht als Überheld dargestellt, der den Tod seiner Eltern rächen wird. Ihn beschäftigen zu Recht Fragen, die mit dem mysteriösen Tod der Eltern auftauchen. Neugierig, aber nicht unüberlegt, fängt er an, der Sache auf den Grund zu gehen und erhält Gott sei Dank Unterstützung von der schlauen Courtney. Nicht ganz nachvollziehbar sind Travis Schwierigkeiten, schnell die richtigen Schlüsse zu ziehen. Am Anfang ist ihm der Leser immer ein bisschen voraus, und das trübt Unterhaltungswert und Spannung. Hier fehlt es an etwas mehr Raffinesse. Mit dem verschwundenen Boxer kommt ein zweites Rätsel ins Spiel. Interessant sind Travis‘ Befragungen und die Atmosphäre im Boxclub. Es braucht keine Andeutungen, um zu wissen, dass etwas faul ist und die Erklärungen der Familie nur Ausreden sind. Das Offensichtliche bremst das Tempo aus. Sehr schade, bei vielen Szenen wurde Potential verschenkt. Originelle Charaktere sind Courtney, Evie, Mason und seine Freunde. Mit ihnen erhält der Thriller Pepp und Travis steht nicht, wie anfangs befürchtet, alleine da. Etwas unübersichtlich wird es mit den Erklärungen zu den Schwierigkeiten, in die eine Person geraten ist. Auch hier lässt sich nicht jede Wendung nachvollziehen. Klug gesetzt sind die kurzen Kapitel, die am Schluß Fragen offen lassen oder eine Atempause in brenzligen Momenten ermöglichen. Im letzten Buchdrittel ziehen Tempo und Spannung an. Was ist Wahrheit, was Lüge oder Schein? Hat Travis den richtigen Riecher? Ein bisschen wird der Leser an der Nase herumgeführt. Am Ende gibt es keinen packenden Cliffhanger, dafür aber einen kurzen Einblick in Band 2.

Titel und die effektvoll inszenierte Szene machen neugierig. Der schwarze Hintergrund und das feuerähnliche Licht hinter der Hauptfigur passen gut zum Thriller. Ein gelungenes Cover. Leider bleibt die Geschichte hinter den Erwartungen zurück. Der Unterhaltungswert pendelt sich im Durchschnitt ein. Aus der Idee hätte sich mehr machen lassen. So mancher Charakter bleibt jedoch im Gedächtnis.