Der Ebola-Altona-Virus

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bücherkarin Avatar

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Der Kreuzfahrtdampfer "MS Große Freiheit" liegt im Hamburger Hafen aber die Passagiere dürfen das Schiff nicht verlassen. Es gibt einen ungeklärten Todesfall an Bord, alle Zeichen deuten auf Infizierung mit einem Ebola ähnlichem Virus hin. Das Schiff gehört einer italienischen Reederei und segelt unter der Flagge Panamas. So gesehen sind die Hamburger Behörden nicht zuständig für die Untersuchung. Aber der Tote ist ein Hamburger Bürger und es ging ein anonymer Anruf ein, dass der Tote grausam ums Leben gekommen ist, stark gefiebert und geblutet hat.
Vordergründig zur Vermeidung internationaler Verwicklungen, aber vielleicht auch noch mit anderen Hintergründen erhält die chefin der Mordbereitschaft beim Hamburger LKA den Hinweis, nicht die eifrigsten Mitarbeiter mit der Untersuchung zu betrauen - der Ball soll flach gehalten werden. So fällt die Wahl auf Danowski und Finzel. Danowski ist wegen Stress und Überfordeung psychisch angeschlagen und Finzel litt unter Alkoholproblemen. Beide arbeiten jetzt in der Abteilung für ungeklärte Todesfälle, was mehr oder weniger Büroarbeit mit recht geregelter Arbeitszeit bedeutet.

Als Danowski unter vielen Sicherheitsvorkehrungen gemeinsam mit der Rechtsmedizinerin Katrin Ehlert auf das Schiff gelangt wird er dort von Tülin Schelzig vom Institut für Tropenmedizin in einen Sicherheitsanzug gesteckt und über die hohe Gefährlichkeit belehrt. Er muß den unförmigen blutigen Klumpen ansehen, der einmal ein Mensch war, und sein einziger Wunsch besteht darin, so schnell wie möglich wieder an seinen Schreibtisch zu kommen.
Aber in Gesprächen mit der Witwe, die einen Afrika-Faible hat und aufgrund von Erkenntnissen, die Tülin Schelzig ihm mitteilt, ergeben sich doch derartige Ungereimheiten, so dass er - wenn auch ungern - weitere Nachforschungen an Bord anstellen muß. Besonders gilt es, die Frau, die mit dem Toten zusammen gereist ist sowie die Kabinenstewardess (bei der es sich wahrscheinlich um die anonyme Anruferin handelt) zu finden, da sie beide höchstwahrscheinlich infiziert sind.
Dass er weiter an Bord ermittelt scheint einigen Leuten nicht zu gefallen. So darf er schließlich unter Begründung der Quarantänebestimmungen das Schiff nicht mehr verlassen. Und als es für ihn zur Gewißheit wird, dass Teile der Besatzung darauf angesetzt sind, seine Ermittlungen zu behindern, ihn sogar töten würden, erwacht sein widerstand und er wächst über sich hinaus, kommt so richtig in Fahrt. Jetzt ermittelt Danowski ohne Rücksicht auf Jurisdiktionen und andere Bestimmungen.

Ein Thema, dass Angst machen kann, denn wie schnell kann eine solche Situation tatsächlich eintreten. 2000 Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff gefangen durch Quarantäne und den Ausbruch einer lebensgefährlichen Seuche vor Augen.
Der Kriminalroman gibt eine sehr realistische Schilderung von möglichen Querelen und Intrigen im Hintergrund, bei Behörden, dem Gesundheitsamt, dem LKA usw.
Die handelnden Personen sind in ihrer widersprüchlichkeit sehr gut und realitätsnah gezeichnet. Danowski selbst ist vielleicht etwas zu überzeichnet, der Leser kann sich schlecht vorstellen, dass ein derartiger Tagträumer im Polizeidienst tätig ist, auch wenn ihm am Ende die Aufklärung so gut gelingt.
Besonders gefallen hat mir, dass es in diesem Kriminalroman keine Schwarz-Weiß-Malerei gibt, sondern die vielen Abstufungen zwischen Gut und
Böse gezeigt werden. Opfer sind auch Täter und die Täter sind auch irgendwie Opfer. Das macht die Erzählung sehr realistisch und trägt noch zur Spannung bei.- Wirklich lesenswert.