Ein (Alp-)Traum von einem Schiff…

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caillean79 Avatar

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...aber kein Alptraum von einem Buch! Es hat genau zwei Sätze gedauert, bis ich das erste Mal schallend gelacht habe. Bei einem Krimi. Das allein zeugt ja schon davon, dass dieses Buch keine „Massenware“ ist. Und eins muss man dem Autor Till Raether auf jeden Fall lassen: Mit Sprache kann er umgehen.

Sein Stil ist nicht immer ganz mainstream. Ich kann es nicht so richtig beschreiben – aber manchmal habe ich in diesem Buch eben Sätze gelesen, die haben mich wirklich vom Hocker gehauen. Leider habe ich mir keine Notizen gemacht und jetzt ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht sofort ein Beispiel parat habe. Ab und zu gab es Wortneuschöpfungen – oder kennt irgendjemand das Wort „Zivilpolizistigkeit“? Sowas eben. Das muss einem erstmal einfallen. Man muss sich erst einlassen auf diese Art des Erzählens und der Dialoge. Wenn man es aber tut, erwartet einen ein solide gestrickter Krimi mit einem interessanten Ende, bei dem sich alles ineinanderfügt, ohne an den Haaren herbeigezogen zu wirken. Und das, obwohl es um afrikanische Viren auf einem italienischen Schiff unter Panama-Flagge in Hamburg geht. Auch das muss man erstmal hinkriegen.

Mein einzige Kritikpunkt ist der Mittelteil des Buches, an dem die Handlung plötzlich nicht mehr so ganz vorankam. Man hatte den Eindruck, Kommissar Danowski dreht sich im Kreis und man selbst dreht sich mit. Da kam ein klitzekleines bisschen Langeweile durch und mein Antrieb zum Weiterlesen bekam einen Dämpfer. Zum Glück nahm das Buch gegen Ende noch einmal richtig Fahrt auf (im Gegensatz zu dem Kreuzfahrtschiff, das während des ganzen Buches nur im Hafen rumdümpelt) und wurde richtig spannend.

Die Idee, ein ganzes Buch im Grunde nur in einem abgeschlossenen Raum (das Kreuzfahrtschiff) spielen zu lassen, ist gewagt. Es gibt zwar noch ein paar andere Handlungsorte, wie z. B. den Golfplatz oder das Polizeirevier, aber die spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dieses Wagnis hat Herr Raether aus meiner Sicht recht gut gemeistert – auch wenn ich seinen (ersten) Krimi noch nicht unbedingt als Meisterwerk bezeichnen würde. Aber wenn wir Glück haben, schreibt er auch weiterhin Romane. Und bei dem Start freue ich mich jetzt schon auf den Nachfolger oder das Dritt-Werk – denn dann halten wir bestimmt ein Highlight in der Hand. Derzeit vergebe ich für den „ersten Versuch“ gediegene 4 Sterne.