Ein etwas anderer Kriminalroman

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waterlilly Avatar

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Als im Hamburger Hafen ein Kreuzfahrtschiff mit einem Toten, der an einem mysteriösen Virus verstorben ist einläuft, reagiert die Polizei genervt und möchte mit diesem Fall möglichst wenig zu tun haben.
Die Wahl, wen man mit diesen Ermittlungen betrauen könnte, fällt auf den Kriminalbeamten Adam Danowski, der am liebsten Dienst nach Vorschrift an seinem Schreibtisch leistet und seinen Kollegen Finzel, einen trockenen Alkoholiker. Mit übermäßigem Elan ist bei diesem Duo nicht zu rechnen.
Unter Widerwillen betritt Adam Danowski, bei welchem vor kurzem eine hypersensible Persönlichkeit diagnostiziert wurde, das Kreuzfahrtschiff. Doch die Eigenartigkeit des Todesfalles sowie das aufkeimende Gefühl, dass seine Ermittlungen sabotiert werden, wecken sein Interesse.
Als sein Schutzanzug beschädigt wird hat Danowski mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen. Nun steht er unter Quarantäne und darf das Schiff nicht mehr verlassen.
Das Leben an Bord ist gefährlich, denn der Todesvirus ist nicht das Einzige, gegen das es zu überleben gilt....


Till Raether ist ein Kolumnist, der nun mit „Treibland“ einen Kriminalroman veröffentlicht hat. Insbesondere in den ersten Kapiteln ist sein eigentlicher Beruf gut zu erkennen, denn die Wortwahl ist sehr ironisch und amüsant gehalten. Dadurch fiel es mir leicht in die Geschichte einzusteigen und ich fühlte mich gut unterhalten.
Wohlwissend, dass „Treibland“ ein Krimi ist, nahm ich auf Grund des Einstieges dennoch an, dass ich mich durch die knapp 500 Seiten hindurch kichern werde. Umso größer die Enttäuschung, als sich herausstellte, dass der Schreibstil nicht das ganze Buch über so humorvoll bleibt. Tatsächlich hat die Geschichte sogar die ein oder andere Länge, die man gerne hätte kürzen können.

„Treibland“ ist ein Kriminalroman der etwas anderen Sorte. Nicht nur der Todesfall ist ungewöhnlich sondern auch die Einstellungen der Polizei.

Glücklicherweise beschränkt sich mein bisheriger Kontakt mit der Kriminalpolizei bis dato auf Bücher und Filme. Hier wurden engagierte Menschen dargestellt, die für Gerechtigkeit sorgen und sich an jedem noch so komplexen Fall festbeißen um den Täter zu überführen.
Nicht so in „Treibland“. Sowohl die Polizei als auch die Mitarbeiter des Tropeninstitutes sind allesamt von Lustlosigkeit geplagt. Adam Danowski ist auf sich alleine gestellt und wird für seine Hilferufe ausgelacht. Ernst nimmt ihn niemand.

Von dieser Entwicklung lebt die Story, dennoch ist es erschreckend zu lesen und es wirft sich die Frage auf, welche der in Büchern beschriebene Polizei der Wahrheit am nächsten kommt. In Anbetracht der Tatsache, dass Herr Raether ein Kolumnist ist, nehme ich an, dass er die Arbeitsweise der (Hamburger) Polizei oder die Lethargie der Menschheit im allgemeinen aufs Korn nehmen wollte und überspitzt darstellt.

Herausgekommen ist dabei eine durchaus lesenswerte Lektüre mit einem amüsanten Einstieg und einem rasanten sowie spannenden Ende. Über die Länge im Mittelteil kann man angesichts dessen hinwegsehen.
Die Story ist in jedem Fall originell, auch wenn sie ein wenig zu sehr am Rande der Realistik entlang kratzt.