Ein Krimi der anderen Art

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strickli Avatar

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Die Leseprobe versprach einen Krimi, der allein dadurch interessant schien, dass der Leser mit Ermittlungen auf dem eng begrenzten Raum eines in Quarantäne im Hafen liegenden Passagierschiffes rechnete. Tatsächlich nahm dies jedoch den geringsten Raum der Handlung ein. Weder trat die erwartete Masseninfektion auf dem Schiff mit damit verbundenen spannenden Bemühungen in Form von medizinischen Gegenmaßnahmen ein, noch wurden in besonderer Weise Engpässe in der Versorgung der isolierten Passagiere beschrieben - bis auf wiederholte knappe Hinweise auf Kaffeeknappheit. Die Ermittlungen unmittelbar an Bord, bei denen z.B. mit Zeugenbefragungen gerechnet wurde, beschränkten sich im letzten Teil des Buches auf ein Minimum. Insgesamt gesehen also ein anderer Krimi, als ich nach der Leseprobe erwartet hätte.
Interessant dafür aber die Figur des Kommissars, der gerade die Diagnose der Hypersensibilität erhalten hat und versucht, damit umzugehen. Die Flut an Eindrücken und Sinneswahrnehmungen, die einen an manchen Tagen quasi überrolt, kennt wohl jeder. Hier scheint dies aber der Normalzustand zu sein und es muss, so gut es geht, damit umgegangen werden.
Der Schreibstil ist erfrischend unterhaltsam, zu trocken manch Ausspruch des Kommissars, aus dem Grinsen kommt man zum Teil nicht wieder heraus. Reiht sich aber ein Spruch an den anderen, wie es streckenweise der Fall ist, kann dies rasch zu viel werden - vor allem, wenn dadurch die Geschichte in ihrer Handlung nicht vorankommt.
Insgesamt gesehen habe ich mich aber, auch wenn ich nach der Leseprobe anderes erwartet habe, gut unterhalten gefühlt.