Die Hausarbeit
Buchcover und Buchtitel sind nicht sehr passgenau und verraten wenig vom tatsächlichen Inhalt. Der Roman 'Treppe aus Papier' fällt in das Genre Erinnerungskultur und ist doch mehr als nur Rückblick. Geschickt wird hier Nazivergangenheit und aktuelle Lebenssituation in einem alten Haus miteinander verknüpft. Zum einen ist da die 16-jährige Nele, die eine Hausarbeit über die Geschichte im 3. Reich schreibt und sowohl ihren Eltern, als auch der alten Irma Fragen stellt und diese zu Antworten zwingt. Neugierde trifft auf Erinnerung. Irma lebte bereits als Kind in diesem Haus und ihre Eltern waren aktive, überzeugte Nazis. Zugleich lebte hier die Familie Sternberg, eine jüdische Familie mit ihrem Kind Ruth. Nele lebt mit ihren Eltern in der früheren Wohnung der Familie Sternberg, die von der Gestapo abgeholt wurden. Der Roman streift die Themen Schuld, Verrat und das ganz persönliche Auseinandersetzen mit der Geschichte in der eigenen Familie. Mir hätte etwas mehr und umfangreichere Erzähltiefe den Roman bereichert. Gewöhnungsbedürftig fand ich, dass das Haus spricht, erzählt und fast personifiziert zur einer weiteren Figur wird. Ob Geschichte wirklich eindringt in das Mauerwerk, ob wechselnde Tapeten das Geschehene zukleistern und Räume sich erinnern - das ist ein literarischer Trick, auf den ich gerne verzichtet hätte.