Haus der Erinnerung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
apfelblüte Avatar

Von

Der Roman „Treppe aus Papier“, welcher von Henrik Szántó verfasst wurde, behandelt die Nazivergangenheit Deutschlands und die Verantwortung der Lebenden aus einer neuen Perspektive.
Doch zuerst zu der Gestaltung: Das Titelbild stellt einen langen Flur dar, der mit hellen Farben gestaltet ist und durch den man durchschauen kann. Die Fröhlichkeit, die diese Gestaltung aufweist, lässt sich nicht immer im Inhalt des Buches wiederfinden.
Ich mochte die Umsetzung des Themas sehr. Der Roman ist aus der Perspektive des Hauses verfasst. Es treten oft Personalpronomen wie „wir“ auf, womit die Gesamtheit des Gebäudes und deren Bewohner gemeint ist. Dies hat mich anfangs etwas verwirrt. Mit der Zeit wird das jedoch zur Gewohnheit und stellt kein Problem dar. Mir gefällt diese Erzähltechnik sehr, da es einfach etwas komplett Neues ist. Die Themen sind natürlich sehr hart. Es geht um den Nationalsozialismus, Verrat, Verdrängung und auch Missbrauch. Die Geschichte verlässt hierbei nie die räumliche Umgebung des Hauses.
Der Schreibstil ist auch sehr eigen. Dies wird direkt im ersten Kapitel deutlich, da die drei Seiten aus einem langen Satz bestehen. Der hypotaktische Satzbau zieht sich auch durch einige Passagen im restlichen Roman. Auch hier brauchte ich etwas, um mich daran zu gewöhnen.
Die Protagonist:innen empfand ich allesamt als ziemlich authentisch. Ich denke, wir kennen fast alle Personen, wie die, die dort dargestellt sind. Der Fokus liegt auf Irma, einer 90-jährigen Frau, die in dem Haus mit Nazi-Eltern aufgewachsen ist und auf Nele, einer Jugendlichen, die zur heutigen Zeit lebt. Sie versucht, die Geschichte aufzuarbeiten und ihre Familienhistorie nachzuvollziehen.
Der Roman war sehr interessant, da er stark zum Nachdenken angeregt hat. Es ist sehr wichtig sich viel mit dem Thema der Nationalsozialisten zu beschäftigen, da der Rechtsrutsch leider wieder deutlich aktueller wurde.