Berührende Darstellung der Kriegs- und Nachkriegsjahre

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astrid b Avatar

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​Ein sehr berührendes Buch. Es läßt den Leser dicht an die Protagonisten heran, mit allem Positiven und auch Negativen.

Sprich - es löst bestimmte Gefühle aus. Mal Rührung, mal Mitleid, auch schon mal Frust ob bestimmter Handlungsweisen. Es vermittelt ein Miterleben der damaligen Zeit aus Sicht zweier Frauen, bzw. Mädchen.



Das Buch teilt sich die Sichtweisen von Anna, einem Mädchen, das 1941 - in dem Jahr beginnt das Buch - knapp 11 Jahre alt ist und Marie, ihrer Tante.

Marie kam einst vor ca. 10 Jahren nach Köln mit einem kleinen Bündel - Anna als Baby. Dort fand sie Arbeit und letztlich die Liebe des Bäckers, bei dem sie als Verkäuferin arbeitet und der ein sehr freundlicher und herzensguter Mann ist.

Dann wird er doch noch in den Krieg eingezogen, nachdem er vorher zurückgestellt wurde, weil er die lebenswichtige Arbeit der Lebensmittelaufrechterhaltung der Kölner Bevölkerung leistete.


Fortan sind Anna & Marie ohne den Schutz von Maries Mann und müssen sich durch die Kriegs- und auch Nachkriegsjahre kämpfen.


Das Bäckershaus wird 1942 zerbombt, Anna und Marie kämpfen ums Überleben, immer in der Hoffnung, die Bäckerei wieder aufbauen zu können.


Dann macht das Buch einen Sprung in das Jahr 1946 - Nachkriegswinter.

Anna ist mittlerweile Jugendliche und unterstützt Marie beim überleben der Familie, macht Bekanntschaft mit den Schwarzhändlern, knüpft neue Freundschaften...



Soweit inhaltlich. Mehr würde zuviel verraten und das wäre schade, da es sich sehr lohnt, das Buch zu lesen.

Den beiden Frauen zu folgen, ihre Gedankengängen und Handlungsweise versuchen, nachzuvollziehen. Sich mit ihnen zu freuen, ärgern, trauern und auch zu frieren.

Ja, auch zu frieren. Denn gerade dieser extreme Kältewinter 1946/47 wurde so gut und plastisch dargestellt, daß ich beim lesen doch unheimlich dankbar für Heizung und warme Klamotten wurde.


Es wechselt sich ab, das es mal aus Sicht Annas, mal aus Sicht Maries beschrieben wird, was mir persönlich sehr gefallen hat, da eben einmal eine erwachsene Frau berichtet, andererseits aus der Warte eines Mädchen, bzw. junger Teenagers erzählt wird.

Ich gestehe, es gab Momente, in denen hätte ich Marie schütteln können, dann wiederum mochte sie sie besonders.

Das ist es, was das Buch eben auch besonders macht, diese mitzuerlebenden Gefühlsschwankungen.


Ach ja, die Beschreibung des Backens von knusprigem Brot, das bullern des Ofens, das man förmlich spüren kann hat bei mir fast den Geruch des frischen Brotes entstehen lassen - so daß ich mir eben erst einmal einen Brotteig angesetzt habe. Auch wenn ich nicht so gut backen kann wie Marie & Anna, keinen derartigen Ofen besitze. Die Lust auf frisches Brot war eben einfach stärker.


Fazit:

Ein sehr berührendes Buch, das sie Sichtweisen einer Bäckersfrau und eines Mädchens zur Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit sehr plastisch darstellt.

Den Leser miterleben läßt, wie sich Hunger, Kälte und Freude über kleinste Kleinigkeiten anfühlt.

Gut dargestellt Charaktere, die das Buch sehr authentisch machen.


Sehr empfehlenswert für Leser historischer Geschichten, gerade zur Zeit der Nachkriegszeit.