Eindringlich, aber nichts Besonderes

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eulenmatz Avatar

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Die Geschichte ist chronologisch in mehrere Teil geteilt und beginnt 1941 und endet ca. 1947. Der Hauptschauplatz ist Köln. Hier betreiben Marie und ihr Mann Matthias eine Bäckerei. Bei ihnen wohnt außerdem Maries Nichte Anna. Die Familie ist wichtig für Versorgung mit Backwaren in dieser Zeit. Dies ändert sich als Matthias dann doch eingezogen wird. Marie betreibt die Bäckerei allein bis sie dann durch einen Luftangriff zerstört wird. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, wird ihnen dann auch noch die Bäckerei aberkannt und sie landen förmlich auf der Straße, wo ein eisiger Winter herrscht. Marie und Anna kämpfen um das nackte Überleben, wie viele andere auch. 

Man merkt, dass sich Lilly Bernstein eindringlich mit der Zeit beschäftigt hat. Sie schildert relativ deutlich, was die Leute, am Beispiel von Marie und Anna in der Nachkriegszeit durchmachen mussten. Es fehlte an Ecken und Kanten an Nahrung und Gütern des täglichen Bedarfs. Vieles gab es nur auf Zuteilung und das hat einfach nicht gereicht, um richtig satt zu werden. Dazu kam der sehr kalte Winter, der viele hat leiden lassen. Noch mehr Menschen haben nach dem schweren Bombenangriff ihr Zuhause verloren. Hinzu kommen auch noch schweren Krankheiten wie Tuberkulose. Oft blieb nichts anderes übrige als sich in irgendwelche Abhängigkeiten zu bringen, denn natürlich gab es auch zu dieser Zeit Leute, die trotzdem mehr besaßen als andere. Auch Marie und Anna mussten sich in eine solche Abhängigkeit begeben.

Anna ist am Anfang der Geschichte ca. 12/ 13 Jahre und trotz vorangeschrittenen Krieges noch ein typisch junges, naives Mädchen. Das ändert sich ganz schnell als Marie und sie auf der Straße landen. Anna ist auch diejenige, die letztendlich auf dem Schwarzmarkt aktiv wird, um die kleine Familie unterstützen zu können. Damit sie ein Dach über dem Kopf haben trifft Marie eine Entscheidung, die Anna nicht wirklich gut heißt und unter der sie auch furchtbar leiden muss. Zwischen Marie und Anna wird es in der Zeit immer wieder mal schwierig. Marie versucht eher erwachsene, vernünftige Entscheidungen zu treffen und Anna ist ziemlich hitzig und leidenschaftlich, auch was ihre Loyalität gegenüber Matthias angeht, der dann verschollen ist. Ihr Verhalten ist natürlich ganz typisch für die eines Teenagers. Ich konnte Marie aber sehr gut verstehen als erwachsene Leserin. Anna konnte dann schon mal etwas anstrengend werden und Marie hat sich dann ganz schlecht gefühlt. 

Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen, da der Schreibstil sehr einfach gehalten ist. Mir war für ein Buch für Erwachsene schon ein wenig zu flach. Vielleicht wird der Schreibstil bei weiteren Büchern noch etwas ausgereifter von der Autorin. Die Autorin liegt sehr viel Wert auf das zeitliche Geschehen und die zwischenmenschlichen Beziehungen, aber ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was der rote Faden bzw. das Ziel der Geschichte sein sollten. Marie hat noch ein Geheimnis, was völlig unspektakulär ist für die Handlung. Für mich müssen solcherlei Geschichten immer auf etwas interessantes hinarbeiten, etwas, was der Leser unbedingt erfahren möchte, aber das fehlte mir hier. Nach längerem Überlegen, war es wohl das Warten, dass Matthias wieder kommt und noch eine weitere Person, der Anna ihr Herz geschenkt hat. Mir war das ein bisschen zu wenig. Der Fokus liegt hier sicher mehr auf der Entwicklung der Charaktere Marie und vor allem Anna.

FAZIT:

Ich bin ein bisschen hin und her gerissen was Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück angeht. Ich fand es auf der einen Seite ein eindringliche Darstellung der damaligen Zeit. Lilly Bernstein schildert es so eindringlich, dass es wirklich schon sehr schmerzhaft beim Lesen wird, aber sie beschönigt eben auch nicht. Die Geschichte hat sich flüssig lesen, aber mir war der Schreibstil ein bisschen zu einfach und mir fehlten ehrlich gesagt so ein bisschen ein roter Faden bzw. das Ziel der Geschichte. Scheinbar war dies "nur" das Warten der Frauen, dass ihre Männer zurück kehren, was mir ein bisschen zu wenig war.