Sensibel und authentisch

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solengelen Avatar

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Beschreibung:
Eine zerstörte Bäckerei in einer zerbombten Stadt. Ein eisiger Winter, der tausende Opfer fordert. Und mittendrin zwei Frauen, die ums Überleben kämpfen, um die Liebe und die Erfüllung ihres Traums

Köln, 1941. Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar. Das Mädchen liebt die Backstube über alles. Der Duft von frischgebackenem Brot, die mehlgeschwängerte Luft, der große Ofen aus Vulkanstein – für Anna der schönste Ort der Welt. Doch mit dem Krieg kommt das Unglück: Matthias wird eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört. Während Köln in Trümmern liegt und vom kältesten Winter des Jahrhunderts heimgesucht wird, schließt Anna sich in ihrer Not einer Schwarzmarktbande an und steigt zur gewieftesten Kohlediebin der Stadt auf. Als sie am wenigsten damit rechnet, verliebt sie sich – eine verbotene Liebe mit gefährlichen Folgen. Von Kälte, Hunger und Neidern bedroht, halten Anna und ihre Tante verzweifelt an dem Traum fest, die Bäckerei wiederaufzubauen. Und an der Hoffnung, dass die Männer, die sie lieben, irgendwann zu ihnen zurückkehren.

Fazit:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gestochen. Ein Mädchen und der Titel ziehen als erstes den Blick auf sich. Beim genauen Hinsehen erhascht man wie durch eine Nebelwand einen Blick auf den Dom.
Schon die Leseprobe hat mich tief bewegt und ich war sehr neugierig auf das ganze Werk. Und was soll ich sagen, ich bin nicht enttäuscht worden. Das Buch hält, was die Leseprobe versprochen hat und noch mehr.
Der flüssige, bildhafte und trotz des bedrückenden Hintergrunds leichte Schreibstil hat mich sofort an die Seite von Marie und Anna gezogen. Aber auch einige andere Protagonisten haben mich tief bewegt. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und man kann sie direkt vor sich sehen. Man freut sich mit ihnen, leidet mit, ist wütend, hofft mit. Die Nackenhaare stellen sich auf und wollen sich nicht mehr legen. Man kann ihre Nöte und Ängste direkt spüren. Die Autorin versteht es alle Gefühle anzusprechen.
Man fühlt sich lesend in die Vergangenheit versetzt. Eine Zeit, die ich zum Glück nicht miterleben musste. Eine Zeit voller Grauen, Entbehrung, Hass, aber auch Hoffnung. Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen ohne die Hoffnung nicht ganz verlieren? Die Autorin hat die Schrecken der damaligen Zeit im Buch “real“ werden lassen, aber es ist auch ein Buch über Freundschaft, Liebe, Träume, Zusammenhalt.
Hier ist ein gut recherchiertes Buch über die dunkelste Zeit unserer Geschichte entstanden. Man merkt, dass die Autorin Informationen von Zeitzeugen zur Verfügung hatte. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass hier auszusagen “Familiengeschichte“ mit eingeflossen ist. So hat man ein Gefühl der Authentizität, besonders im Hinblick auf den “beruflichen“ Hintergrund. Ich könnte noch einiges schreiben, aber man muss das Buch einfach erleben. Ich habe lange nicht so ein berührendes, bewegendes und auch nachdenklich machendes Buch gelesen. Leider kann ich nur 5 Sterne vergeben.