aufweckendes Buch rund um die heilbare Tuberkulose

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sarahjanebooks Avatar

Von

Genau wie John Green hielt ich bis vor einigen Jahren Tuberkulose für eine Krankheit aus der Vergangenheit. Als ich zum Verdachtsfall wurde, erzählte mir mein Arzt, dass Tuberkulose weiterhin existiert, nur in Deutschland lange Zeit fast nicht mehr. Trotzdem war mir bis zu diesem Sachbuch nicht bewusst, wie weit diese Krankheit weiterhin grassiert und wie sehr ihre Verbreitung ganz banal durch Geld und Prioritätensetzung beinahe gesteuert wird.

John Green hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt, weil er einen jungen Tuberkulosepatienten kennenlernte. Das mochte ich am Buch sehr, denn so hatte es einen persönlichen Aufhänger und ich habe Henry sehr gerne gewonnen und wollte seine Geschichte mitverfolgen. Neben den körperlichen Auswirkungen der Krankheit, hat mich auch erschüttert, wie sehr die Krankheit in vielen Regionen weiterhin stigmatisiert wird und mit welchen Konsequenzen, wie Ausgrenzung, auch genesene Patienten in vielen Ländern kämpfen müssen.

Neben Henrys Fall und der Erklärung, warum sein Verlauf vor allem in Afrika bzw. ärmeren Weltregionen passieren kann, liefert Green auch die Geschichte der Tuberkulose, welche gesellschaftliches Ansehen sie hatte, wie sie oft romantisiert wurde, um dann doch auch wieder rassistisch genutzt zu werden.

Das alles fand ich durchaus spannend. Das Buch kann auch als Sachbuch wirklich gut weggelesen werden. Green schreibt wirklich toll!
Trotzdem, vielleicht gerade deswegen, hat mir manchmal etwas die Tiefe gefehlt. Ich hätte mir mehr über Tuberkulose heute gewünscht - wo tritt sie besonders häufig auf (außer in Afrika), warum ist sie auch in Europa wieder auf dem Vormarsch, etc. Besonders, da er mehrfach betont, wie einfach sie zu heilen wäre, würden andere Prioritäten gesetzt und würden reichere Länder und Unternehmen sich mehr für ärmere Gegenden interessieren, hätte ich es toll gefunden, wenn er praktische Tipps gegeben hätte: Welche Organisationen gibt es, wohin kann man spenden, wie kann man Aufklärungsarbeit leisten, usw.
Deswegen ist "Tuberkulose" für mich ein sehr wichtiges Buch, dass mich aber etwas unbefriedigt zurücklässt, weil es den letzten Schritt nicht geht.