Dieses Buch sollte jeder gelesen haben

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carma1607 Avatar

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Ich bin ein großer Fan von John Greens Romanen („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ u.a.) und war unheimlich neugierig auf seine erste Veröffentlichung seit fünf Jahren. Ein Sachbuch über Tuberkulose – sicher ganz nett, aber für meinen Alltag doch wenig relevant, so dachte ich zunächst. Und dann begann ich dieses Buch zu lesen, war von Seite zu Seite mehr gefesselt, konnte nicht mehr aufhören und habe es an einem einzigen Sonntag komplett durchgelesen. Es hat mich zum Staunen gebracht, mich wütend gemacht und mich immer wieder auch zu Tränen gerührt.

John Green ist ein großartiger Autor, der schwierige Themen unserer komplexen Realität einfach verständlich aufbereitet. Der rote Faden des Buchs ist das wahre Schicksal von Henry, den John Green zunächst für ein kleines Kind hält und nicht für den tuberkulosekranken Teenager mit geringen Überlebenschancen, der er tatsächlich ist. Doch Henry ist keine historische Gestalt, wie wir sie aus Geschichten über Tuberkulose-Sanatorien vor 100 Jahren kennen. Henry ist ein junger Patient aus Sierra Leone und zwar heute, in einer Zeit moderner Medizin, in der keiner der 1,25 Millionen Tuberkulosetoten pro Jahr sterben müsste, wenn die erforderlichen Medikamente weltweit gleichermaßen zugänglich wären.

„Es ist Zeit, die tödlichste Infektion der Welt zu besiegen“, so der Untertitel dieses Buchs. „Tuberkulose“ ist soviel mehr als nur eine Sammlung interessanter Anekdoten sowie medizin- und zeitgeschichtlicher Fakten. Es ist ein Plädoyer für mehr Empathie und Gerechtigkeit und John Green gelingt es mit diesem Buch echtes Interesse an globalen Gesundheitsfragen zu wecken.

Nachdem die Trump-Regierung USAID aufgelöst und der WHO den Rücken gekehrt hat, ist das Buch aktueller denn je. Mit Blick auf die Zukunft der globalen Gesundheitsfürsorge sind Sorgen angebracht. Deshalb ist das Thema dieses Buchs heute umso relevanter. Es bleibt zu hoffen, dass die Veröffentlichung von „Tuberkulose“ zu der notwendigen Aufmerksamkeit führt, die der Kampf gegen tödliche Krankheiten, die nicht tödlich sein müssten, verdient.