Eindringlich und emotional verpackt
John Greens Engagement gegen Tuberkulose ist mir schon auf SocialMedia mehrfach sehr positiv aufgefallen. Wie er am Ende seines Buch schreibt, bekam er durch seine Prominenz ein Megafon in die Hand gedrückt, das er nun für dieses wichtige Thema nutzt. Und das klappte für mich auch in Buchform sehr gut. Obwohl das Thema so düster ist, schafft Green es, dieses sehr eindringlich und emotional zu verpacken.
»Nichts ist so privilegiert wie die Annahme, die Geschichte wäre Vergangenheit«, zitiert er auf den ersten Seiten einen Freund. Und damit treffen beide den Kern. Während wir im sogenannten "Westen" vieles überwunden glauben, schlagen viele Probleme in anderen Regionen immer noch heftig zu. Wir sind so privilegiert, dass wir Millionen Menschen jährlich sterben lassen, einfach, weil sie arm sind, in den falschen Ländern leben und/oder als Teil einer marginalisierten Gruppe geboren wurden.
Greens Engagement begann, als er in Sierra Leonie ein TB-Krankenhaus besucht und Henry trifft. Der 16jährige ist von der Tuberkulose so gezeichnet, dass Green erst glaubt, der Teenager wäre noch ein Kind von 9 oder 10 Jahren. Henry begleitet uns das ganze Buch über, anhand seiner Geschichte schildert Green viele Aspekte, die ich über Tuberkulose noch nicht wusste, wie z.B. dass die Patient*innen während der Behandlung so viel Hunger haben, aber sich ausreichende Nahrungsaufnahme gar nicht leisten können.
Neben Henrys Geschichte verfolgt Green die Geschichte der Tuberkulose, sowohl medizinisch als auch sozial und kulturhistorisch. Er zeigt eindringlich auf, dass es auch immer soziale Aspekte eine Rolle spielen, wie wir eine Krankheit bekämpfen (oder nicht). Bei der Tuberkulose spielen auch viele rassistische Vorurteile eine Rolle. Im 19. Jahrhundert, als im großen Maße auch noch Weiße betroffen waren, wurden die Patient*innen als sensible, kreative Seelen beschrieben, später, als sich die Lebensverhältnisse für Weiße verbesserten und klar war, dass Bakterien die Krankheit verursachen, wurde der Lebenswandel der rassifizierten Menschen verantwortlich gemacht. Besonders fasziniert haben mich die absurden Zusammenhänge, z.B. dass New Mexicos Anerkennung als US-Bundesstaat ebenfalls mit der Tuberkulose verknüpft ist.
Ein dritter Aspekt, der sich durchs Buch zieht, sind Greens eigene Erfahrungen, neben Tb-Fällen in seiner Familie sind das die Erlebnisse mit seiner Angsterkrankungen und wo uns Menschen im Westen privilegiert werden. Dabei bleibt der große Respekt, den Green vor dem Betroffenen und den Tb-Aktivist*innen hat, immer im Vordergrund.
Green emotionalisiert bei Henrys Geschichte und auch bei seinen persönlichen Erlebnissen sehr. Ich kann mir vorstellen, dass das einige vielleicht kitschig finden, aber das Buch wird so sehr nahbar und nachvollziehbar. Und weil die westlichen Leser*innen sich vieles sonst vielleicht nicht nachvollziehbar fänden, ist das wichtig. Und es trifft letztlich auch Greens Stil, den seine Leser*innen von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ oder „Margos Spuren“ kennen. Und ihr solltet auch keine breite medizinhistorische Darstellung erwarten, das Buch hat rund 200 Seiten, aber gelernt habe ich trotzdem einiges.
Das Positive daran: Wir sind der Tuberkulose (noch) nicht hilflos ausgeliefert. Wir können als Weltgemeinschaft etwas gegen diesen stillen Killer unternehmen.
Ich hoffe, „Tuberkulose“ findet viele interessierte Lesende, die das Thema Tuberkulose weiter in die Öffentlichkeit bringen. 4,5 von 5 Sternen.
»Nichts ist so privilegiert wie die Annahme, die Geschichte wäre Vergangenheit«, zitiert er auf den ersten Seiten einen Freund. Und damit treffen beide den Kern. Während wir im sogenannten "Westen" vieles überwunden glauben, schlagen viele Probleme in anderen Regionen immer noch heftig zu. Wir sind so privilegiert, dass wir Millionen Menschen jährlich sterben lassen, einfach, weil sie arm sind, in den falschen Ländern leben und/oder als Teil einer marginalisierten Gruppe geboren wurden.
Greens Engagement begann, als er in Sierra Leonie ein TB-Krankenhaus besucht und Henry trifft. Der 16jährige ist von der Tuberkulose so gezeichnet, dass Green erst glaubt, der Teenager wäre noch ein Kind von 9 oder 10 Jahren. Henry begleitet uns das ganze Buch über, anhand seiner Geschichte schildert Green viele Aspekte, die ich über Tuberkulose noch nicht wusste, wie z.B. dass die Patient*innen während der Behandlung so viel Hunger haben, aber sich ausreichende Nahrungsaufnahme gar nicht leisten können.
Neben Henrys Geschichte verfolgt Green die Geschichte der Tuberkulose, sowohl medizinisch als auch sozial und kulturhistorisch. Er zeigt eindringlich auf, dass es auch immer soziale Aspekte eine Rolle spielen, wie wir eine Krankheit bekämpfen (oder nicht). Bei der Tuberkulose spielen auch viele rassistische Vorurteile eine Rolle. Im 19. Jahrhundert, als im großen Maße auch noch Weiße betroffen waren, wurden die Patient*innen als sensible, kreative Seelen beschrieben, später, als sich die Lebensverhältnisse für Weiße verbesserten und klar war, dass Bakterien die Krankheit verursachen, wurde der Lebenswandel der rassifizierten Menschen verantwortlich gemacht. Besonders fasziniert haben mich die absurden Zusammenhänge, z.B. dass New Mexicos Anerkennung als US-Bundesstaat ebenfalls mit der Tuberkulose verknüpft ist.
Ein dritter Aspekt, der sich durchs Buch zieht, sind Greens eigene Erfahrungen, neben Tb-Fällen in seiner Familie sind das die Erlebnisse mit seiner Angsterkrankungen und wo uns Menschen im Westen privilegiert werden. Dabei bleibt der große Respekt, den Green vor dem Betroffenen und den Tb-Aktivist*innen hat, immer im Vordergrund.
Green emotionalisiert bei Henrys Geschichte und auch bei seinen persönlichen Erlebnissen sehr. Ich kann mir vorstellen, dass das einige vielleicht kitschig finden, aber das Buch wird so sehr nahbar und nachvollziehbar. Und weil die westlichen Leser*innen sich vieles sonst vielleicht nicht nachvollziehbar fänden, ist das wichtig. Und es trifft letztlich auch Greens Stil, den seine Leser*innen von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ oder „Margos Spuren“ kennen. Und ihr solltet auch keine breite medizinhistorische Darstellung erwarten, das Buch hat rund 200 Seiten, aber gelernt habe ich trotzdem einiges.
Das Positive daran: Wir sind der Tuberkulose (noch) nicht hilflos ausgeliefert. Wir können als Weltgemeinschaft etwas gegen diesen stillen Killer unternehmen.
Ich hoffe, „Tuberkulose“ findet viele interessierte Lesende, die das Thema Tuberkulose weiter in die Öffentlichkeit bringen. 4,5 von 5 Sternen.