Packender Lesegenuss, der sich sicher auch gut unterm Weihnachtsbaum macht

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mangobelle Avatar

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Ich kenne die Reihe "His Dark Materials", zu der auch die Verfilmung "Der Goldene Kompass" gehört, nicht. So musste ich mich nun gänzlich ohne Vorkenntnisse an diese Vorgängergeschichte wagen.
Das erste große Fragezeichen tauchte bei mir dann auch ziemlich schnell auf. Was um alles in der Welt ist ein Daemon? Pullman ist sicher davon ausgegangen, dass die meisten Leser das wissen - ich wusste es nicht. Im Laufe des Buches habe ich mir dann aber eine mehr oder weniger gute Erklärung zusammenreimen können.

Generell ist man schnell in der Geschichte angekommen. Der 11-Jährige Malcolm ist der Sohn eines Gastwirts und hilft daher viel in dessen Wirtschaft aus. So bekommt er allerlei interessante Menschen, aber auch interessante Dinge zu hören. Da er damit aber noch nicht ausgelastet zu sein scheint, hilft er auch den Nonnen auf der gegenüberliegenden Flussseite. Als diese ein Baby namens Lyra aufnehmen, dessen Herkunft ähnlich mysteriös ist, wie der Grund, der sie zu Interessen verschiedener Gruppierungen macht, ist er sofort von ihr verzückt. Er schwört sich, sie immer zu beschützen und immer für sie da zu sein.
Bald muss er das auch beweisen, denn Lyras Leben ist nicht nur von staatlichen Institutionen und wahnsinnigen Wissenschaftlern, sondern auch durch wild gewordene Naturgewalten bedroht.

Pulman entführt in seinem neuesten Werk in eine Welt, die der unseren nicht so fremd ist. Wir befinden uns in England - wahrscheinlich im 20. Jahrhundert. Allerdings ist der technische Fortschritt nicht ganz so entwickelt (ok, der Wetterbericht ist ähnlich schlecht, wie in unserer Welt) und die Menschen sind von einer strengen christlichen Frömmigkeit, die uns heute fremd erscheit. Wie bereits erwähnt, besitzt jeder Mensch zudem einen Daemon. Eine Wesen, das ein Teil seiner Seele ist, sich aber als ein Tier manifestiert und immer in der Nähe des Menschen ist. Bei Kindern hat er sich noch nicht festgelegt, Erwachsene haben einen Daemon, der immer die gleiche Gestalt hat.

In dieser Welt wird dem jungen Malcolm bald ziemlich übel mitgespielt. Hatte er sich erst behütet und beschützt in "seinem" Gasthaus gefunden und die Welt da draußen als ein großes Abenteuer erfasst, muss er bald erkennen, dass die Welt sehr bedrohlich ist. Pulman versteht es sehr gut, diese Bedrohungen dazustellen und die Spannung in dem Buch die ganze Zeit aufrecht zu erhalten. Allerdings war das auch für mich ein Problem beim Lesen. Ich fand die Geschichte packend, spannend und ich wollte durchaus wissen, wie es weitergeht. Nur habe ich teilweise so stark mitgefiebert, dass ich immer mal wieder eine Pause brauchte. Somit dauerte das Lesen verhältnismäßig lange. Was nicht schlimm sein muss, wenn man 24€ für ein Buch bezahlt ;)

Anfangs fand ich die Figur des Malcolm sehr naiv, doch die Entwicklung, die er im Laufe der Geschichte machte, war durchaus glaubwürdig. Generell wurden hier Charaktere mit Ecken und Kanten erschaffen, die durchweg glaubwürdig waren. Vielleicht mit ein oder zwei Ausnahmen.

Und so hat man auf über 500 Seiten einen herrlichen, fantastischen Lesegenuss, der perfekt in diese Jahreszeit passt. Einen Stern möchte ich aber dennoch für das Ende abziehen. Zum Einen war es mir auf den letzten 100 Seiten zuviel Fabelhaftes (Feen, Fluss- und andere Naturgeister), zum Anderen hat mir das mehr oder weniger offene Ende nicht gefallen. Aber das ist sicher Geschmackssache.