So mitreißend und wild wie der Fluss selbst!

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lenaliestzuviel Avatar

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Philip Pullman dürfte dem ein oder anderen noch bekannt sein, vor einer gefühlten Ewigkeiten hat er die „Der goldene Kompass“ Trilogie veröffentlicht (das erste der Bücher wurde auch verfilmt) und jetzt meldet er sich zurück, mit einer Vorgeschichte zur Trilogie, die aber nach eigenen Angaben auch noch nach der Geschichte der Bücher handeln soll. Lyra, die Hauptfigur der Trilogie, ist in „Über den wilden Fluss“ noch ein Baby, somit ist zumindest dieser Roman eine Prequel.


Malcolm hat es eigentlich ganz gut, zusammen mit seinen Eltern lebt er im Gasthaus zur Forelle, welches seiner Familie gehört. Er geht noch in die Grundschule, hilft nebenbei im Gasthaus aus und bedient die Gäste, sein größter Stolz ist jedoch sein Kanu, „La Belle Sauvage“, mit dem er sich ständig auf dem Fluss direkt vor der Haustür herumtreibt. Doch eines Tages tauchen drei mysteriöse Männer auf, die sich nach dem Kloster auf der anderen Seite des Flusses erkundigen, kurz darauf zieht dort ein Baby ein: Lyra. Soweit, so gut, doch dann ist da auch noch die Wissenschaftlerin, die plötzlich Malcolms Kontakt sucht und die sein Leben komplett auf den Kopf stellt.

Das Leben am Fluss bringt Vor- und Nachteile mit sich, dazu gehören auch Fluten. Als die gewaltigste Flut einsetzt, die es jemals gegeben hat, und das Kloster unter den Wassermassen einbricht, ist Malcolm sofort klar, dass er Lyra retten muss. Gemeinsam mit der Spülhilfe des Gasthauses macht er sich in seinem Kanu auf den Weg um das Baby bei seinem Vater in Sicherheit zu bringen und so beginnt die Reise über den wilden Fluss.


Das Cover wirkt sehr ansprechend und mysteriös, das dunkelgrün des reißenden Wassers passt hervorragend zu den Rot- und Brauntönen, durch die Malcolm repräsentiert wird. Allein die einzelne Person im Kanu könnte falsch gedeutet werden, denn letztendlich begeben sie sich zu dritt auf die Reise, zu Beginn des Buches ist Malcolm jedoch auch öfters allein unterwegs.

Das Buch ist recht simple geschrieben und in zwei Teile unterteilt, die die jeweiligen Handlungsorte beschreiben: „Das Gasthaus zur Forelle“ (15 Kapitel) und „Die Flut“ (10 Kapitel). Die Titel der Kapitel lassen oft bereits erahnen, was auf den nächsten Seiten passieren wird. Inhaltlich arbeitet Pullman viel mit Dialogen, wobei man manchmal genau aufpassen muss, wer gerade spricht.

Das Buch ist in der dritten Person und hauptsächlich aus Malcolms Sicht geschrieben, es gibt jedoch einige Ausnahmen, die vor allem dazu dienen, Hintergründe zu erläutern.

Wie bei vielen anderen Autoren ist es auch bei Philip Pullman empfehlenswert die Bücher in der Veröffentlichungsreihenfolge zu lesen. Wer mit Vorwissen an „Über den wilden Fluss“ herangeht, versteht einige Sachverhalte automatisch besser, kennt sich auch mit den wissenschaftlichen Themen (z.B. dem Alethiometer) besser aus und ist allgemein im Vorteil.

Neueinsteiger in Pullmans Bücher werden zwar keine großen Verständnisprobleme, da auch für Malcolm vieles neu ist und daher erklärt wird, jedoch bleiben einige Dinge undurchschaubar und unverständlich (z.B. die Rolle der Gypter und was sie überhaupt sind). Wer vorhat, zuerst „Über den wilden Fluss“ und im Anschluss „Der Goldene Kompass“ zu lesen, der sei vorgewarnt, dass wichtige Teile der ursprünglichen Reihe durch „Über den wilden Fluss“ voraus genommen werden, also MASSIVER SPOILERALARM! Ich nehme an, das große Teile der ursprünglichen Reihe durch dieses Vorwissen sinnlos erscheinen, hier also die dringende Empfehlung, die anderen Bücher zuerst zu lesen.


„Über den wilden Fluss“ ist spannend, unheimlich und mitreißend wie die Flut, die in dem Roman so eine wichtige Rolle spielt. Malcolm ist ein mutiger und gleichzeitig ehrenwerter Held, der vor keiner Gefahr zurückschreckt und gerade deshalb in vielerlei Hinsicht ein gutes Vorbild für Andere. Empfehlen würde ich das Buch ab etwa 8 Jahre, je älter man jedoch ist, umso mehr versteht man und auch erwachsene Leser könnte ihre Freude an diesem Roman haben.