Spannende Flucht vor den Nazis von Norwegen nach Schweden

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„Mutig sein bedeutet, Dinge zu tun, vor denen man große Angst hat“ (S.101).

Maja Lunde – bekannt durch „Die Geschichte der Bienen“ und „Die Geschichte des Wassers“ - ist mit diesem Roman für Kinder (ab ca. 9 Jahren) ein außergewöhnlich toller, spannender, zeitgeschichtlicher Roman gelungen, der in einer kindgerechten und lebendigen Sprache das heikle und ernste Thema „Judenverfolgung zur Zeit des 2. Weltkrieges“ näherbringt.

Norwegen 1942 zur Zeit der deutschen Besatzung: Gerda (10 Jahre) und ihr Bruder (12 Jahre) sind zwei 'normale' Geschwister, die miteinander spielen und miteinander streiten. Nur die Zeit, in der sie gerade ihre Kindheit verbringen, ist 'nicht normal'. Es ist Ausnahmezustand. Es herrscht Krieg in Europa. Ihre Eltern verstecken das jüdische Geschwisterpaar Sarah (ca. 6 Jahre) und Daniel (ca. 10 Jahre) im Keller. Da jedoch das Versteck nicht sicher ist, beschließt Gerda spontan – vom Mut der „Drei Musketiere“ fasziniert – den beiden Kindern mit Hilfe ihres Bruders Otto bei der Flucht ins neutrale Schweden zu helfen. Es beginnt eine äußerst spannende, gefährliche und mit Hindernissen versehene Flucht zu Fuß, mit dem Zug und mit dem Auto. Hunger und Kälte aber auch Erschöpfung zehren an ihren Kräften. Es ist ein 'Katz und Maus Spiel', denn die Nazis sind ihnen auf der Spur. Auf der Flucht sind sie in erster Linie auf sich selbst gestellt. Und da immer unvorhergesehene Ereignisse ihren Plan kreuzen, bleibt es einfach nur spannend und gefährlich. Sie müssen – was immer auch passiert – zusammenhalten.

Dieses Buch ist meines Erachtens ein wahres Juwel in Sachen 'Geschichte veranschaulichen', da Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen authentisch zeigt, wie schwierig es in der Zeit des 2. Weltkrieges war, sein Leben nach seiner Façon zu führen. Man lebte ständig mit der Frage, wem kann ich (ver)trauen und wem nicht. Dennoch zeigt es ebenso, und das auf einer besonders eindringlichen Art und Weise, wie wichtig Hilfsbereitschaft, Mut, Risikobereitschaft und Selbstvertrauen sind.
Die Haupt-Protagonisten sind mit ihren unterschiedlichen Charakteren absolut authentisch und sympathisch dargestellt. Es ist ein Leichtes, sich mit ihnen zu identifizieren. Da die Erlebnisse, Gedanken und Gefühle aus der Sicht der 10-jährigen Gerda erzählt werden, bekommt das Geschehen eine besondere zusätzliche subjektive Note.
Das Buch ist in mehrere Kapitel mit prägnanten Überschriften eingeteilt, so dass sinnvolle Lesepausen gemacht werden können. Jedes Ende des Kapitel macht dabei extrem neugierig auf das nächste. Es ist durchweg spannend und ergreifend. Kleine, passende Schwarz-Weiß-Illustrationen lockern den Textfluss auf.
Ich denke, dass sich dieses Buch sich auch hervorragend als Schullektüre eignet, um gemeinsam dieses Thema zu erarbeiten und zu verarbeiten.

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