Besser als Fiktion!

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bayerwald Avatar

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Selten hat mich ein Sachbuch so in Beschlag genommen wie Florian Klenks "Über Leben und Tod".
Der Jurist und Journalist beschreibt den österreichischen Gerichtsmediziner Christian Reiter treffend mit Humor und in einem lesefreundlichen Schreibstil.
Grundsätzlich lese ich eher fiktionale Bücher - Krimis, Thriller und ähnliches. Diese Sachbuch über Gerichtsmedizin war aber deutlich spannender als vieles dass ich aus der Welt Fiktion kenne. Ich habe das 150 Seiten schmale Hardcoverbuch innerhalb 24 Stunden durchgelesen, so viel Freude hat mir das Lesen bereitet. Dabei konnte ich nicht nur viele neue Informationen gewinnen, ich war beeindruckt über das Wissen und die Fähigkeiten von Herrn Reiter. Man konnte sich bildlich vorstellen welche außergewöhnlichen Eindrücke man in der historischen Sammlung des Instituts für gerichtliche Medizin in Wien erlangen konnte. Die beispielhaften Geschichten an denen Reiters Arbeit vorgestellt wurde reichten über viele Jahrhunderte. So beeindruckend dabei Beethovens Locken oder der Herr der Fliegen im Gedächtnis bleiben, so erschreckend wurde der Fall Omoguma dargestellt. Der Zweifel an der Justiz hallt nach, gerade wenn man selbst ähnlich Reiter an demokratische Systeme glaubt. Auch der Ruck zur wissenschaftsfeindlichen Gesellschaft wurde thematisiert.
Interessant fand ich auch die Einblicke in Reiters Kindheit und das Aufwachsen mit der Begeisterung für naturwissenschaftliche Phänomene.
Zum Gelingen dieses Buches trugen aber nicht nur die Fälle des Herrn Reiters bei - außerordentlich gefallen hat mir auch Herrn Klenks Schreibstil. Sachbücher habe ich selten besser aufbereitet gelesen.
Nachdrücklich in Erinnerung blieb die öfters zitierte Aussage "Wer heute bei mir am Tisch liegt, hat gestern noch gelebt." Ein außergewöhnlich gutes Buch über die Arbeit in der Gerichtsmedizin, Tod und Leben.