Spannend, unterhaltsam, lesenswert

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Zsolnay Verlag • 194 Seiten • Einzelband

𝙼𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙼𝚎𝚒𝚗𝚞𝚗𝚐
Florian Klenk ist Journalist und hat mit dem Gerichtsmediziner Christian Reiter, einem österreichischen Original, viel Zeit verbracht. Ich hatte ein Buch erwartet, wie es sie massenhaft gibt. Ein Rechts-/Gerichtsmediziner schildert besonders brutale, blutige, vielleicht auch mysteriöse Fälle seiner Laufbahn. Meist sind die etwa wegen der besonderen Tatbegehung rätselhaft oder der Täter wies eine Besonderheit auf.

Dieses Buch geht soviel weiter. Reiter hat nicht nur eine beeindruckende Laufbahn hinter sich, er hatte auch ein bewegtes Leben. Er berichtet von seinen Vorfahren, wie er zum Beruf kam, was ihn außerhalb des Seziersaals bewegt. Er hat sicherlich einige spannende Mordfälle begleitet, doch viel spannender ist das außenrum. Seine Arbeit an den Haaren von Beethoven, die Mitarbeit am Lauda Air-Absturz, seine Leidenschaft für Fliegen. Auch die gerichtsmedizinische Geschichte Wiens findet ihre Erwähnung.

Während andere Bücher dieser Art meist eine Aneinanderreihung möglichst aufregender Fälle ist, hat man hier das Gefühl, dass nicht der einzelne Fall im Mittelpunkt steht, sondern das Drumherum. Reiter und Klenk sind in den Dialog gegangen und herausgekommen ist ein wirklich lesenswerter Bericht ganz eigener Art, der den Leser fesselt und nicht mehr los lässt.

Mein Kritikpunkt bewegt sich außerhalb: das Buch kommt mit 194 Seiten in schönem Hardcover daher. Jede Arbeit muss honoriert werden und ich wünsche jedem Autor, dass er von seinem Schreiben leben kann. 23€ für unter 200 Seiten empfinde ich dennoch als hart an der Grenze, die ich bereit wäre zu bezahlen.

𝙼𝚎𝚒𝚗 𝙵𝚊𝚣𝚒𝚝
Das Buch kommt anders daher als die „üblichen“ Bücher dieses Genres, was der Erzählung überaus gut tut. Das hat wirklich Spaß gemacht.
★ ★ ★ ★ ☆