Viele Rätsel, aber faszinierend

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waldeule Avatar

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„Um Mitternacht“ ist ein Buch über Rätsel. Über welche, die sich irgendwann auflösen lassen und über diejenigen, die immer ein Geheimnis bleiben. Auf der einen Seite hat es mich begeistert und ich wünsche mir mehr von solchen, „besonderen“ Büchern – auf der anderen Seite fand ich es anspruchsvoll zu lesen und so blieb mir manche Stelle auch ein Rätsel.

Vordergründig geht es um die Suche nach einem verschollenen Stummfilm. Was der Protagonist, ein ehemaliger FBI-Agent, dabei erlebt, ist ein Roadmovie, das seinesgleichen sucht, gespickt mit vielen Abenteuern und nachhaltig wirkenden Begegnungen bis hin zu manch skurriler Begebenheit. Dabei werden immer wieder rätselhafte Geschichten eingeflochten, die manchmal aufgelöst und manchmal offen bleiben. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Einbindung vieler wahrer Personen und Begebenheiten. Dies zu einem glaubhaften fiktiven Strang zu verbinden und daraus ein so packendes Buch zu schreiben ist eine wahre Meisterleistung.

Einordnen lässt sich dieses Buch nicht. Für mich ein großer Pluspunkt, denn so legt es sich weder fest noch bedient es irgendwelche Klischees. Geschichte vermischt sich hier mit einer Tour durch Nord- und Mittelamerika, verbunden mit einem Hauch von Thriller.

Hochachtung auch vor dem absolut gelungenen Schluss! Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass er sowohl überraschend als auch überaus passend ist. Dazu kommt genau die richtige Dosis zwischen Auflösung und Offenbleiben der angesprochenen Rätsel.

Auch der Protagonist bleibt im Großen und Ganzen ein ungelöstes Rätsel. Zwar erfährt man einiges über ihn und noch mehr kann man sich zusammenreimen, doch vieles bleibt im Dunkeln.

Überhaupt ist es ein Buch, in dem der Leser sich selbst viele Gedanken machen muss. Vorgekaut wird hier nichts. Das ist fordernd, regt aber auch an. Mitdenken musste ich als Leser auch, um den Überblick über die auftauchenden Personen zu behalten. Dazu kommt der sehr eigenwillige Schreibstil. Auf Anführungszeichen bei wörtlicher Rede wurde konsequent verzichtet, dazu auch auf jegliche Begleitsätze. Was und vor allem auch wer spricht muss man sich selbst erschließen – nicht immer einfach. Es ist kein Buch, das sich so nebenher und zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag lesen lässt, sondern fordert die volle Aufmerksamkeit und Konzentration.

Fazit: Auch wenn es für mich ein anspruchsvoll zu lesendes Buch war, haben mich die Geschichte und die Geschichten dahinter begeistert. Deshalb volle Sterneanzahl!