Cold Case

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chrischid Avatar

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Auch wenn Gina sich nach der Elternzeit auf ihre Arbeit freut und sie Chiara bei Tino natürlich in guten Händen weiß, vermisst sie ihre Tochter tagsüber schon jetzt. Da kommt ein neuer Cold Case gerade recht, denn er dient nicht nur ihrer Ablenkung, sondern kann dazu beitragen, dass Familien endlich Gewissheit erhalten, wenn die sterblichen Überreste verschwundener Verwandter plötzlich auftauchen. Was sich bei den Recherchen und Ermittlungen allerdings ergeben würde, damit hätte wohl niemand gerechnet, doch Gina und ihr Team stechen wahrhaftig in ein Wespennest. Zugleich gibt es aber auch noch private Sorgen, die sich nicht so leicht verscheuchen lassen…

Gina ermittelt in „Unbarmherzig“ in ihrem nunmehr zweiten Fall als Hauptfigur. Manch einem Leser mag sie bereits aus „Gedenke mein“ oder diversen Dühnfort-Krimis bekannt sein, doch selbst für Neueinsteiger ergeben sich kaum Hürden, denn die wichtigsten personellen und familiären Zusammenhänge werden kurz erläutert. So kann man sich von Anfang an voll und ganz auf das eigentliche Geschehen konzentrieren ohne Sorge haben zu müssen zu wenig Informationen zu erhalten.

Der Leser erhält Rückblenden in das Jahr 1944, die sich die Protagonisten erst hart erarbeiten müssen. Das heißt allerdings nicht, dass man sogleich sämtliche Verbindungen erkennt oder gar den Fall sofort aufklären kann. Der einzige Vorteil ist der Blick auf die Komplexität der Geschichte, so dass Querverweise und Hinweise leichter erkannt werden können. Ob dies in allen Fällen tatsächlich gelingt oder man erst im Nachhinein das Offensichtliche sieht, wird jeder selbst feststellen müssen. So oder so ergibt sich durch die Perspektivwechsel eine spannende Handlung, die trotz ruhiger Erzählweise und zurückgenommenem Tempo inhaltlich zu bestechen weiß.

Während der Nachforschungen werden Geheimnisse offenbart, die nicht jeder gerne öffentlich sieht, so kommt es zu Meinungsverschiedenheiten und sogar Handgreiflichkeiten, die so manche Erkenntnis mit sich bringen, sei es zu Charakteren oder dem Geschehen an sich. Zudem darf aber auch die Nebenhandlung nicht außer Acht gelassen werden, denn Gina und Tino haben privat zwar ihr Glück gefunden, doch gibt es da jemanden, der es ihnen nehmen möchte. Es geht entsprechend hoch her, die Bedrohung ist ständig präsent, wenn auch zeitweise nur gedanklich. Doch man kann nie wissen was die Person plant oder wann sie zuschlägt, Aufmerksamkeit ist daher unumgänglich – auch für den Leser.

Nur weil Ginas Fälle weiter zurück liegen als diejenigen der Mordkommission heißt das noch lange nicht, dass sie keine interessante Geschichte zu erzählen haben. Im Gegenteil, häufig hat sich etwas über einen langen Zeitraum angestaut, dessen Ausmaß zu Beginn noch lange nicht sichtbar ist. Man darf gespannt sein wie es weiter geht, es gibt sicherlich noch einige Cold Cases, die entschlüsselt werden wollen.