Der Knochenfund von Altbruck.

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petral. Avatar

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"Unbarmherzig" ist der zweite Kriminalroman von Inge Löhnig, in dem nicht Tino Dühnfort ermittelt, sondern seine Frau Gina Angelucci. Während Tino sich nun um die gemeinsame Tochter Chiara kümmert, kehrt Gina nach ihrer Elternzeit gerade wieder an ihren Arbeitsplatz bei der Münchner Kripo zurück. Dort bearbeitet sie , zusammen mit ihren beiden Kollegen Holger und Thomas, ungelöste Altfälle. Kurz vor ihrem Arbeitsbeginn erfährt sie von einem Knochenfund auf einer Baustelle in dem kleinen Ort Altbruck. Offenbar liegen diese Knochen dort schon seit mindestens 70 Jahren und Ginas Interesse, herauszufinden, wer die unbekannten Toten sind, bei denen es sich um eine Frau und einen Mann, handelt, ist sofort geweckt, denn leider weiß sie aus eigener Erfahrung, wie belastend es für Angehörige ist, wenn ein nahestehender Mensch einfach verschwindet , ohne dass man je erfährt, wo derjenige ist und was mit ihm passiert ist.

Doch ihr Chef und einige andere einflussreiche Männer sind gar nicht begeistert über ihr Interesse an diesem Fall, denn die Toten stammen aus einer Zeit, in der es in dem Ort Altbruck eine Heeresmunitionsanstalt gab, in der hauptsächlich Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und diesen wenig rühmlichen Teil der Altbrucker Vergangenheit möchte man nicht so gerne wieder ans Licht zerren. Doch auch die Presse hat inzwischen Wind bekommen von diesem brisanten Fund und das ist Glück für Gina, denn nun darf sie mit ihren Kollegen doch den Fall untersuchen. Und tatsächlich gelingt es ihr sogar, die Identität der beiden Toten , die schon so lange dort verscharrt waren, aufzudecken und je tiefer sie und ihre Kollegen durch ihre Recherchen in die Vergangenheit eintauchen, umso ungeheuerlichere Dinge aus dieser Zeit gegen Ende des zweiten Weltkriegs kommen ans Licht.

Und nicht nur dieser Fall beschäftigt Gina sehr, sondern sie und Tino müssen sich auch noch mit beängstigenden Vorkommnissen in ihrem Privatleben auseinandersetzen, die immer mehr zur Bedrohung ihrer kleinen glücklichen Familie werden.

Es war sehr interessant, in diese Geschichte einzutauchen, aber teilweise auch sehr deprimierend, zu lesen, wie mit den Zwangsarbeitern umgegangen wurde und dass ganze Familien gewaltsam auseinandergerissen wurden. Besonders gut haben mir trotzdem die Kapitel gefallen, in denen das Opfer selbst zu Wort kam, in Form ihrer Tagebücher. Inge Löhnig ist es wunderbar einfühlsam gelungen, die Gedanken und Ängste des Opfers in ihren letzten Wochen und Monaten wiederzugeben. Auch ist es sehr angenehm, dass die Hauptprotagonisten in Inge Löhnigs Büchern mir sehr sympathisch sind, denn ich mag es gar nicht, Kriminalromane zu lesen, in denen die Ermittler fast mehr "Dreck am Stecken" haben als die Verbrecher, die sie suchen.

Ein sehr gutes Buch mit einem überzeugendem Ende, deshalb von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!