ein spannender Krimi, in dem ein Stück deutscher Geschichte aufgearbeitet wird

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mrs-lucky Avatar

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Von Inge Löhnigs Krimireihe um Tino Dühnfort und Gina Angelucci kenne ich alle Bände und bin immer wieder von ihrem Schreibstil begeistert. „Unbarmherzig“ ist der zweite Band, bei dem Gina Angelucci im Vordergrund steht, die aufgrund ihrer Beziehung zu Tino vor einiger Zeit in die Abteilung Cold Cases gewechselt ist. In diesem Band kehrt sie nach 2 Jahren Elternzeit in den Dienst zurück, als gerade ein besonderer Leichenfund für Aufsehen sorgt. In dem idyllischen Ort Altenbruck werden die Skelette zweier Toter gefunden, die schon vor Jahrzehnten dort verscharrt worden sind. Während die Staatsanwaltschaft den Fall zunächst als aussichtslos zu den Akten legen will, setzt sich Gina dafür ein, zumindest die Identität der Leichen zu ermitteln. Schnell wird klar, dass die beiden einem Mord zum Opfer gefallen sind, vermutlich gegen Ende des 2. Weltkriegs. Was hatten das Mädchen aus dem Baltikum und der einheimische Junge miteinander zu tun? Wieso mussten sie sterben? Die Spuren führen zur Muna, der Munitionsfabrik, in der im Krieg auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
Dieser Krimi ist in meinen Augen etwas besonderes, setzt er sich doch mit einem wichtigen Stück deutscher Geschichte auseinander. Inge Löhnig nähert sich sensibel diesem Thema, sie lässt verschiedene Charaktere ihre Sicht der Ereignisse schildern, der Fund weckt viele Erinnerungen.
Der Leser bekommt zudem durch Auszüge aus dem Tagebuch, das die junge Baltin namens Kairi während ihrer Zeit in der Muna geführt hat, Einblicke in die damalige Zeit und den Hintergrund der Geschichte. Die Schuldfrage ist nach dieser langen Zeit nicht leicht zu klären, es gibt kaum Indizien, behutsame Befragungen und Stöbern in Archiven führt Gina und ihren Kollegen nach und nach auf die Spur der Toten.
Der Krimi ist eher ruhig gehalten, zusätzliche Spannung soll in einer Nebenhandlung durch eine Bedrohung Ginas und ihrer Familie generiert werden, diesen Teil hätte das Buch meiner Meinung nach gar nicht gebraucht, er wirkt eher konstruiert und passt nicht so recht zur übrigen Geschichte.
Ich habe den Krimi von der ersten bis zur letzten Seite als spannend empfunden. Er berührt durch die sehr persönlich dargestellten Schicksale und die authentisch wirkenden Figuren, man spürt, dass sich die Autorin intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hat.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, ich werde Inge Löhnig auf jeden Fall weiter die Treue halten.