Rätselhaft und teils fesselnd

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lunamonique Avatar

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„Unbarmherzig“ ist Band 2 der Gina Angelucci-Krimireihe von Autorin Inge Löhnig. Ein mysteriöser Knochenfund setzt Spekulationen in Gang.

Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, übernimmt die Ermittlungen in einem 70 Jahre alten Fall. Zwei Leichen geben Rätsel auf. Was ist damals geschehen? Eine Identifizierung erscheint unmöglich. Dann gibt es einen ersten Hinweis auf eines der Opfer.

Der Prolog lässt Atmosphäre aufkommen und sorgt für anfängliche Spannung. Die Geschehnisse bleiben rätselhaft. Mit dem Zeitsprung und ominösen Fund nimmt das Tempo ab. Die Geschichte wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Das Thema „Familie“ nimmt viel Raum ein. Verfeindete Dorfbewohner werden von der Vergangenheit eingeholt. Misstrauen, Verdächtigungen, Geheimnisse, Lügen und Schweigen. Wer weiß mehr als er zugibt? Derweil braut sich in Ginas Umfeld eine lauernde Gefahr zusammen, die sich nicht so recht in die Geschichte integrieren will. Gib es Zusammenhänge? Die Ermittlungen kommen nur langsam voran. Gina trifft auf Hindernisse. Über lange Strecken kommt der Krimi nicht so richtig in Fahrt. Dagegen fesseln die Ereignisse von damals. In Rückblicken lebt die Kriegszeit 1944 auf. Willkür, Hunger, Angst, Ausgeliefertsein, das Schicksal der Menschen berührt. Die beiden Hauptcharaktere aus dieser Zeit wirken sehr real. Der intensivste Handlungsstrang des Krimis. Details zu den Opfer setzen Spekulationen in Gang. Die Irreführung mit bald mehreren Verdächtigen ist gelungen. Gina will das Rätsel lösen und lässt sich von nichts aufhalten. Trotz ihres interessanten Jobs, der Herausforderungen und Einblicken in ihr Privatleben bleibt sie eher blass. Genau wie Ehemann Tino und Kollege Holger. Im letzten Buchdrittel zieht das Tempo zwar an, aber ein Handlungsstrang wird zu schnell ad acta gelegt. Eine Gefahr kann sich aufgrund der Kürze nicht entfalten. Alles steuert auf die Auflösung zu. Die ist einerseits überraschend, nicht so ganz überzeugen wollen Hintergründe und Motiv. Ein paar Zufälle zu viel sind im Spiel. Ein durchwachsener Krimi, mit einer interessanten Opfergeschichte.

Obwohl der Autorinnenname sehr ins Auge fällt, ist der Titel gut in Szene gesetzt. Die Coverszene unterstreicht den düsteren Eindruck. „Unbarmherzig“ erfüllt nicht die hochgeschnellten Erwartungen, trumpft aber mit historischem Bezug und berührenden Schicksalen auf. Die ausschlaggebenden Fäden sind gut gesponnen, entfalten aber nicht das Potential.