Unbarmherzig gut

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witchqueen Avatar

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Auf einem Kiesablageplatz nördlich von München werden die (unvollständigen) Skelette von zwei Menschen gefunden. Offensichtlich sind die beiden – ein Mann und eine Frau – schon seit 70 Jahren tot. Wer waren die beiden? Wo sind die restlichen Knochen?

Diese Frage stellt sich Gina Angelucci in ihrem 2. Fall. Auch wenn es dem Oberstaatsanwalt nicht so recht passen will. Die erste Spur führt auf eine Baustelle im neuen Gewerbegebiet von Altbruck. Dort werden die restlichen Knochen sowie einige persönliche Sachen der Toten gefunden. Die Baustelle wird stillgelegt, was wiederum einigen höheren Herren in Altbruck nicht gefällt. DNA-Analysen bestätigen, dass es sich den Toten um einen seit 1944 vermissten Dorfbewohner und eine Zwangsarbeiterin der damaligen Heeresmunitionsanstalt „Muna“ handelt. Was haben die beiden miteinander zu tun gehabt? Wurden sie ermordet? Wer hat es getan und warum? Allen diesen Fragen geht nun Gina Angelucci – gegen alle Widerstände – nach. Denn nicht allen in Altbruck passt das gut in den Kram. Durch die Identifizierung der beiden Toten werden alte Familienfehden wieder geschürt und alte Wunden aufgerissen. Es kommen Geheimnisse ans Tageslicht, die von einigen Altbruckern am liebsten begraben geblieben wären. Aber nach und nach bringt Gina Angelucci Licht ins Dunkel der Nazi-Vergangenheit und die letzten Kriegstage in Altbruck.

Der Krimi wird zum einen in der Gegenwart geschrieben. Alles was Gina Angelucci ermittelt und passiert (beruflich wie privat), passiert in der Gegenwart. Ferner gibt es immer wieder kursiv geschriebene Einschübe, die die Geschehnisse um die Zwangsarbeiterin darlegen. Was ist ihr vor 70 Jahren in den Kriegswirren passiert. Damit bekommt man als Leser einen guten Eindruck, wie es damals war und was für ein Schicksal jene Menschen im Krieg zu erleiden hatten. Der Roman beleuchtet die Gegenwart und die Zeit des Nationalsozialismus gleichermaßen und durchgängig. Man kann immer wieder gut selbst zum Ermittler werden und sich seine eigenen Gedanken machen. Und auch das Ende ist nicht, wie man es erwartet hätte (die Sterbende erleichtert ihr Gewissen nicht) was es den restlichen Familienmitgliedern ermöglicht, ihre Familienstreitigkeiten endlich zu begraben

Alles in allem ein sehr gelungener Krimi, den man flüssig und schnell lesen kann. Man will ihn eigentlich nicht mehr aus der Hand legen. Also vor mir eine absolute Leseempfehlung.