Wenn die Vergangenheit noch immer in den Köpfen herrscht

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claudi-1963 Avatar

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"Die Rechten waren wieder da. Vermutlich waren sie nie weg gewesen. Und jetzt, wo der Wind sich drehte, krochen sie aus den Löchern und hofften, dass ihre Stunde kommen würde." (Buchauszug)
Im idyllischen Altbruck, nahe München werden die Knochen von zwei Leichen gefunden. Anscheinend liegen sie hier schon mehrere Jahre, was Ginas Fall natürlich erschwert. Doch Gina möchte unbedingt herausfinden, wer diese beiden Toten waren und was damals geschah. Dann findet man heraus, dass beide erschossen wurden und das die männliche Leiche von Altbruck stammt und die Frau aus Lettland. Sehr wahrscheinlich war sie eine Zwangsarbeiterin aus der ehemaligen Munitionsfabrik (MUNO) die es damals gab. Gina Angelucci die Spezialistin für Cold Case Fälle der Kripo München und ihr Mann Tino Dühnfort sind zudem inzwischen glückliche Eltern. Trotz Herzfehler und dem Down-Syndrom, sind die beiden froh über die kleine Chiara. Doch eine seit kurzer Zeit werden sie von einer Frau beobachtet. Gina und Toni ist nicht wohl bei der Sache, weshalb sie nachforschen, wer die Frau ist.

Meine Meinung:
Das düstere Cover steht bezeichnend für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, das in diesem Buch behandelt wird. Der Schreibstil ist unterhaltsam, locker, informativ, mitunter witzig und spannend, mit mehrere Handlungsstränge, die gut ineinander zusammenlaufen. Nicht nur das die Autorin hier eine besondere Thematik mit dem Down-Syndrom anschneidet, das in den letzten Jahren heiß diskutiert wurde. Sondern vor allem der Kriminalfall, der uns in die Nazivergangenheit des Jahres 1944 führt, ist sehr interessant. Außerdem geht es noch um eine gefährliche Stalkerin, die Gino und ihrer Familie das Leben schwer machen möchte. Die MUNO die hier in dem Buch erwähnt wird, ist nur fiktiv, sie steht jedoch für eine der vielen Munitionsfabriken, die es zur Kriegszeit in unserem und in Nachbarländern gab. Dort mussten hauptsächlich Kriegsgefangene, Juden und Zwangsarbeiter arbeiten. Dass man damals junge Menschen aus dem Baltikum einfach so verhaftet hat, um sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu bringen, fand ich schon sehr erschreckend, könnte ich mir jedoch durchaus vorstellen. Ebenso fand ich realistisch dargestellt, wie auch heute noch das Denken diese gefährlichen Regimes in manchen Köpfen ist. Wir sehen es ja heute tagtäglich wie Rassenhass und Antisemitismus wieder zugenommen hat. Dazu noch eine Familienfehde, die seit Jahrzehnten zwischen zwei Familien herrscht. Alles aufgeheizt durch unausgesprochene Worte und durch einen Vermissten, den man für tot erklärt hat. Für mich ein wirklich guter Fall, den Gina hier nur mit sehr viel Engagement lösen durfte. Kein Wunder, das sie so beharrlich blieb, vermisst sie doch selbst schon seit Jahren ihre beste Freundin Hermine. Ebenso aussagekräftig wurden die Charaktere dargestellt, alle voran die toughe, motivierte und herzliche Gina, die aber auch mal durchgreifen kann, wenn es sein muss. Und gerade in Elternzeit verweilende Tino Dühnfort der mir mit seiner herzlichen Art leidtat, als Gina ihn so herunter machte für etwas, wo er nichts dafür konnte. Ein Krimi der sehr gut gerade in unser heutige angeheizte, aggressive Stimmung passt, weil sie genau zeigt, wie bösartig der Mensch sein kann. Von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.