Gewaltverbrechen bei den Waltons? ;)

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stephanus217 Avatar

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Das ist ein durch und durch merkwürdiges Buch, des Chris Offutt hier vorlegt. Glaubt man dem Untertitel, so haben wir es mit einem Kentucky-Krimi zu tun - ich habe da so meine Zweifel.

Die Geschichte spielt in einem verschlafenen Nest in den Kentucky-Hills am Rande des Mittleren Westens der USA, „Waltons-Mountain“ ist nicht weit. Die Luft ist testosteron-schwanger und klapprige Pick-up´s und Waffen aller Art beherrschen das Szenario. Man sieht alle Klischees über den Mittleren Westen der 80er Jahre (die Geschichte spielt aber in der Gegenwart) fast übererfüllt. Familienfehden, die seit Generationen schwelen und deren Anlass längst in Vergessenheit geraten sind. Der örliche Tycoon mischt sich überall ein, auch bei der Polizei und die Mafia aus der Großstadt unterhält auch eine kleine Dependance

In diese Umgebung wird Linda, eine junge Polizistin, in ihrem Heimatort, zum Sherrif ernannt, was nicht auf ungeteilte Zustimmung trifft. Kaum im Amt muss sie ihren ersten Mordfall lösen. Eine Frau mittleren Alters, aus einer der alteingesessenen Familien, wird an einem der Hügel tot aufgefunden. Da kommt es gerade recht, dass Lindas Bruder Mick gerade auf Heimaturlaub ist. Mick ist Soldat und nach vielen Kampfeinsätzen an allen Brennpunkten der Welt aktuell als Ermittler des CID bei der Army in Deutschland stationiert. Im Heimaturlaub ist er eigentlich, um seine privaten Probleme zu lösen – seine Frau ist hochschwanger, aber das Kind dürfte das Resultat eines Seitensprung sein. Trotzdem verspricht er seiner Schwester, sie bei den Ermittlungen zu unterstützen. Gelingt es den Geschwistern, trotz aller Widrigkeiten, Ermittlungspannen, und bisweilen offen gezeigter Feindschaft, den Mörder dingfest zu machen?

Ein Krimi ist das für mich irgendwie nicht, vielleicht musste ich, als eingefleischter Urlaubskrimi-Leser, aber auch nur umdenken.
Offutt erzählt atmosphärisch dicht, sypathisch altmodisch und man fühlt sich sofort versetzt zu den Waltons, die es in die 80er geschafft haben. Die Milieustudie steht für mich im Vordergrund, der Krimi bespielt nur die 2. Bühne. Dennoch hat mich das Buch bestens unterhalten, nur die Fülle der zitierten Clan-Namen (für die Geschichte eigentlich nicht wichtig), stört hie und da den Lesefluss.

Zwei kleine handwerkliche Anmerkungen zum Schluss:
Das Cover (im Reliefdruck ) finde ich sensationell
Dem gegenüber ist das Buch erstaunlich schlecht redigiert; unzähliche Tipp-, Grammatik- und Sinnfehler sind mehr als auffällig.

Dennoch sehr gelungen