Atemberaubend!

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straßenprinzessin Avatar

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“LT. Mickey Kross, Engine 16, FDNY: Ich musste an diese alten Filme denken – diese alten Godzilla – Filme-, wo das Monster dem Meer entsteigt und alle plötzlich losrennen und schreien und stolpern und hinfallen.“ (Seite 97)

Dieses Buch bricht einem das Herz, die Geschichten der Menschen brechen einem das Herz und doch gibt es diese kleinen Momente, in dennen man schmunzelt oder tief ergriffen mit Erschrecken und Stolz auf das Handeln der vielen, vielen Helden schaut und die Hoffnung nicht völlig verliert.

Jeder kennt die Geschichte von 9/11 und doch kennt man diese vielen einzelnen und unglaublich persönlichen Geschichten, diese vielen Schicksalsschläge und Bemühungen nicht mal Ansatzweise!

Chronologisch dokumentiert der Autor die Ereignisse. Er lässt eine Vielzahl an unterschiedlichen Menschen zu Wort kommen. Mal mit nur einem Satz und mal mit einem Absatz.
Zu Beginn steht der Name, dann folgt der Beruf der Dienstgrad oder die Firma, dann der Ort (evtl. mit Etagennummer, ect.) oder in welcher Verbindung die Person mit anderen steht oder stand.
Desweiteren gibt es auch Niederschriften von Gesprächsaufzeichnungen oder Protokollen.
Egal in welcher Form dieser Schrecken dokumentiert wurde, es berührt einen zutiefst und nicht selten muss man sich eine Träne wegwischen und könnte fast verzweifeln über das Schicksal der Menschen, obwohl es nun fast 2 Jahrzehnte her ist, und unumkehrbar.

“Brian Conley, Anwohner, Lower Manhattan: Es sah aus wie eine Konfettiparade.“ (Seite 56)

Diese Momente, die von Anwohnern, Angestellten, Einsatzkräften, Führungskräften oder Freunden und Familienmitgliedern geteilt werden, katapultieren einen erschreckend tief in diese Katastrophe. Mit schlichten Worten oder nahezu absonderlich bizarren Vergleichen schaffen sie es eine bildgewaltige Stimmung hervorzurufen.

“Jede einzelne Zeile raubt den Atem, bricht das Herz.“ (Newsweek)

Meiner Meinung nach irrt sich jeder gewaltig, der dieses Buch als unnötig bezeichnet.

Es ist kein Buch, welches oberflächlich die Katastrophe benennt. Kein Buch, welches blind patriotische Helden schaffen will. Kein Buch, welches Amerika als Opfer darstellen möchte und später als großen Rächer. Es ist kein Buch, welches die Politik, Davor & Danach, erklärt oder rechtfertigt.

Es ist ein Buch, was ganz ungewollt Helden schafft. Ein Buch, welches von unglaublicher Trauer zeugt und von ungeglaubter Menschlichkeit. Ein Buch, welches ganz leise in all dem Schrecken und der größten Not Zuversicht schenkt. Ein Buch, dass an einem Tag des Hasses zeigt, das Hoffnung, Liebe, Anteilnahme und Mut, jede Menge Mut, die bessere Antwort ist.

So unpassend das auch klingen mag, aber dieses Buch ist mein erstes Jahreshighligt 2020 und ich kann mir im Moment nicht mal annährend vorstellen, dass es dieses Jahr noch ein Buch gibt, welches das schaffen könnte.

-Und auf einmal diese Stille- ist erschreckend, beeindruckend, Atemberaubend!

Ein Logbuch des Grauens und der Menschlichkeit. Ein Paradoxon, welches auch nach fast 2 Jahrzenten so unglaublich lesenswert und wichtig ist!
Nicht der Terror soll festgehalten werden, sondern der Mut, die Hoffnung und die ungewollten unsagbaren Helden!