geht unter die Haut und rührt zu Tränen

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elohym78 Avatar

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Eine gigantische, alles verschlingende Staubwolke ist auf dem Cover abgebildet. Es ist die Staubwolke, die bei dem Einsturz des World Trade Centers alles zu überdecken suchte: Die Gewalt, das Chaos, das Leid... Doch statt alles wie ein Schleier zu überdecken, brachte sie Zerstörung und unsagbare Trauer. Diese sich durch die Straßen und die Herzen wälzende Wolke ist ein Sinnbild für all den Schmerz geworden, der auch mich immer noch quält.

Ich kann nicht sagen was mich dazu bewog, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen. Die Zeitzeugenberichte? Die ungeschönte Wahrheit? Oder weil dieses Ereignis einen Wendepunkt in meinem und in dem Leben von Millionen und Milliarden von Menschen oder eher einen Wendepunkt in der gesamten Menschheit symbolisiert. Die Grausamkeit, der schiere Wille nach Zerstörung war für mich bis dato etwas, was irgendwo passiert; etwas, das anderen passiert. Eben eine Sache, mit der ich nichts zu tun habe. Klar liest man in der Zeitung davon, sieht es im Fernsehen oder Internet, aber außer einem Schreckmoment und einem Oh, berührte es mich kaum.

Die Anschläge des 11. September hingegen veränderten die Welt.

Für immer.

Garrett M. Graff schildert diesen, die Welt verändernden Tag minutiös. Kleine, erklärende Passagen begleiten die einzelnen Kapitel, die ansonsten ausschließlich von Zeitzeugen geschildert wurden. Wie schön der Himmel an diesem Tag war. Warum man im WTC war oder eben nicht. Das Geschehen in den Flugzeugen, beim Militär, bei der Feuerwehr und und und. Warum war dieser Vater beim Einsturz dabei? Warum dieses Kind nicht? Warum traf es eine ganze Familie, während ein Single gerettet werden konnte? Frage, die bisher unbeantwortet blieben. Und Fragen, die nur Gott beantworten kann.

Gerade durch die nüchternden Schilderungen und Anneinanderreihung von Zeitzeugen wurde dieses Buch für mich zu einem tiefgreifenden, bewegenden und mitfühlenden Werk. Schon während der Vorbemerkung liefen die ersten Tränen und ich war und bin tief erschüttert. Was für mich, hier in Deutschland, unfassbar ist, ist für jemanden, der an diesem Tag in New York war... Unbeschreiblich? Darf man sich seines Lebens erfreuen, weil man es noch hat?

Ich konnte jeden Tag nur ein Kapitel lesen und benötigte Pausen, da das Gelesene mich so bewegt und erschüttert hat. Mit jedem Wort schwappen die Ereignisse wie eine Flutwelle, oder besser gesagt wie eine Staubwolke wieder über mir zusammen. Die Erinnerungen sind wieder greifbar. Vor allem, weil die damaligen Ereignisse bis heute noch Schatten werfen. Was diese Terrororganisation uns allen genommen hat... Ich kenne keinen, auch keinen, der nach dem 11. September 2001 geboren wurde, der nicht den unwiederbringlichen Verlust in diesen Terroranschlägen sehen kann.

Das Ende ist so klar: Die Flugzeuge krachen in die Türme, sie stürzen ein und es gibt ein vor dem 11.09.2001 und ein nach dem 11.09.2001. Und doch hoffte ich bei jeder Zeile, dass sie abdrehen, die Entführer sich an ihre Menschlichkeit erinnern und das Geschehen doch nur Fiktion war. Der wunderschöne Spätsommertag nichts anderes ist als ein ganz normaler Tag.

Und ganz ehrlich ich pfeif auf all die unangebrachten Verschwörungstheorien, wer Schuld hat, wen keine Schuld trifft; auf das ganze Wieso Weshalb Warum! Ich denke einfach an die Menschen, die ihr Leben auf schreckliche Weise verloren haben, an die Hinterbliebenen, die Helfer und an alle, die dieser Tag immer noch im Gedächtnis ist.

Mein Fazit
Ein ergreifendes Werk! Es werden keine Schuldigen gesucht, keine mahnenden Finger erhoben; einfach eine Erinnerung an das Leben. Es ist kostbar und unheimlich wertvoll. Also lasst es uns nutzen!