Mitreißender Zeitzeugenbericht des 11. September

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"Die Trümmer, die Betonteile, das Feuer. Ich sah Schuhe und Aktentaschen. Wir haben gedacht, wir wären in einem Kriegsgebiet. Es hat uns allen den Atem verschlagen. Wir konnten nicht fassen, was wir sahen." - Constance Labetti, Buchhalterin, Aon Corporation, Südturm, 99. Stock

Der Historiker und Journalist Garrett M. Graff trug in seinem zweiten New York Times – Beststeller 'Und auf einmal diese Stille: die Oral History des 11. September' Zeitzeugenberichte des Terroranschlages vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon zusammen. Eine tiefer gehende Analyse der Ereignisse findet man hier nicht und das ist auch nicht der Zweck des Buches. Die Geschehnisse werden anhand der Äußerungen beteiligter Personen nacherzählt. Es kommen Feuerwehrleute, Polizisten, freiwillige Helfer, Politiker und ihre Angestellten, Mitarbeiter von Fluggesellschaften und Militärs zu Wort und natürlich die Menschen, die sich in den Türmen, darum herum und im Pentagon befanden, sowie ihre Angehörigen.
Die Aussagen wurden chronologisch und nach Schauplätzen geordnet, wodurch längere Schilderungen einiger Personen auseinandergerissen wurden. Für mich erschwerte das den Lesefluss eher, da ich mir die vielen Namen nicht alle merken konnte und ich dadurch nicht jeder einzelnen Geschichte durchgehend folgen konnte. Manche blieben mir mehr im Gedächtnis und ich erkannte den Handlungsstrang wieder, andere leider nicht. Ich gab meine Bemühungen, alle Personen zuzuordnen, irgendwann auf. Andererseits erhält man durch diese Sortierung einen guten Überblick über die zeitliche Abfolge und der komplette Tag lässt sich gut nachvollziehen.
Auffällig war für mich noch, dass keine negativen Aussagen dabei sind. Keine Menschen, die egoistisch handeln und beim Versuch zu fliehen, andere beiseite stoßen - nur Helden. Ob das an der Erinnerungsselektion liegt oder an der Auswahl des Autors, lässt sich nicht sagen.
Am meisten mitgerissen haben mich die Telefonate, die die Flugzeugpassagiere während der Entführung mit ihren Familien führten. Diese intimen, grausamen Niederschriften trieben mir die Tränen in die Augen.
'Und auf einmal diese Stille' ist keine leichte Kost aber eine Lektüre, die es wert ist.