Oral History

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elena_liest Avatar

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Kaum ein Datum hat sich bezüglich des Terrorismus so sehr in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt wie der 11. September 2001. Fast jede*r kann sich noch daran erinnern, was sie*er zur Zeit des Einschlags der beiden Flugzeuge in das World Trade Center und dem Pentagon gerade gemacht hat, wo man sich aufgehalten hat. Dass die Welt auf einmal still stand - und danach nie mehr so war wie zuvor.

Ich selbst war am 11. September 2001 noch zu klein, um ein Bewusstsein für die Geschehnisse zu haben. Umso erschreckender war es aber für mich als junger Mensch, die vielen, vielen Zeitungsartikel und Reportagen, die alljährlich zum Jahrestag von 9/11 erscheinen, zu lesen bzw. zu sehen. In "Und auf einmal diese Stille: Die Oral History des 11. September" gibt der Autor Garrett M. Graff nun erstmals noch eine andere Perspektive auf diesen Tag des Grauens. In seinem Buch lässt er Menschen aus den verschiedensten Bereichen, die diesen Tag miterlebt haben, zu Wort kommen: Verwandte der Opfer, Polizeibedienstete (FBI-Bedienstete, Lokalpolizei...), Feuerwehrleute, Fluglotsen, Militärs, Politiker*innen und deren Mitarbeiter*innen, Lehrer*innen und Schüler*innen sowie Überlebende aus den Trümmern. So ensteht ein Sammelsurium an Stimmen und Aussagen, die eine solche Intensität besitzen, dass einen das Buch so schnell nicht mehr los lässt. Ich hatte beim Lesen ständig Gänsehaut und einen Kloß im Hals.

Garrett M. Graff hat für sein Buch unzählige Zeugenaussagen und Aufnahmen ausgewertet, Protokolle gelesen und zusammengetragen, Informationsmaterial verschiedenster Museen gesammelt. So ist ein über 500 Seiten starkes Werk entstanden, das sich chronologisch an den Ereignissen entlang hangelt und viele, viele Betroffene ihre Erinnerungen schildern lässt. Teilweise war es durch die wirklich vielen Stimmen schwierig, einen richtigen Lesefluss zu finden, zudem haben sich einige Aussagen inhaltlich doch wiederholt. Was aber hängen bleibt ist der Eindruck, dass diese Oral History immens wichtig ist. Es ist wichtig, sich immer wieder zu erinnern und vor allem auch den Menschen, die diesen Tag hautnah miterlebt haben, eine Stimme zu geben. Diese Art der Aufarbeitung ist einzigartig und absolut gelungen.

Ich bin beeindruckt von der riesigen Arbeit, die hinter diesem Werk steckt und habe das Gefühl, nun noch ein bisschen besser über 9/11 informiert zu sein, vor allem auch aus einer anderen Perspektive. Besonders Leser*innen, die sich für geschichtliche Ereignisse interessieren, möchte ich dieses Buch empfehlen, aber auch allen anderen, die sich näher mit dem 11. September 2001 und dem Terror auseinander setzen möchten. Von mir gibt es 4,5 / 5 Sterne und ich möchte auch noch betonen, dass ich die Gestaltung des Buchs durch den Suhrkampverlag wirklich toll finde.