Wie in einem Film und doch real

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Dass einem alles wie in einem Film vorkam, ist eine häufige Erinnerung an den 11. September 2001, die das Gefühl der Unvorstellbarkeit der Ereignisse zum Ausdruck bringt. Längst ist das, was in New York und Washington an diesem Tag passierte, in das geschichtliche Gedächtnis der Welt aber natürlich insbesondere der USA eingegangen. Die noch teilweise sehr frischen Erinnerungen von Menschen, die dabei waren, als Grundstock für eine Gesamtdarstellung dieses Dienstags, der das 21. Jahrhundert prägte, zu nutzen, ist daher ein richtiger Ansatz. Garrett M. Graffs auf diesem Ansatz aufbauende Chronik "Und auf einmal diese Stille. Die Oral History des 11. September" macht dies auf eine Art und Weise, die mitreist. Die an die 500 Stimmen, die er hier versammelt, sind nicht neu. Sie wurden gesammelt aus den Mitschnitten und Protokollen der Tage, aus autobiografischen Texten und früheren Sammlungen mit Oral History, die aber alle nicht den Anspruch hatten, ein Gesamtbild des Tages zu zeichnen. Natürlich sind es immer nur kurze Ausschnitte, aber Graff gelingt es, diese so zusammenzufügen, dass man immer das Gefühl hat, einem roten Faden wie in einer Erzählung zu folgen, ohne dass man aber je den Boden der Realität zu verlieren meint. Das funktioniert gerade durch die Mischung von Eindrücken von Einwohnern der betroffenen Städte, Menschen, die sich in den WTC-Türmen oder im Pentagon aufhielten, mit den Stimmen der Passagiere der Maschinen sowie auch den Erinnerungen an die politischen Abläufe in den Zentralen der machtlos erscheinenden Regierungsmacht. Natürlich ist dies auch nur eine Auswahl und der Historiker wird das dadurch entstehende Narrativ schon zu entschlüsseln wissen, aber "Und auf einmal diese Stille" hat trotzdem das Potential, eine Erinnerung zu bewahren, die noch viel von dem, was uns heute im Umgang mit den Vereinigten Staaten und dem internationalen Terrorismus beschäftigt. Es sei deswegen vor allem auch allen empfohlen, die damals noch zu jung waren, um den Bildern am Fernseher zu folgen. Ein Schlussgedanke noch nebenbei zu dieser medialen Präsenz: Bei der Lektüre kommt einem nicht selten die Frage, wie solch ein Buch wohl aussähe, wenn damals schon Twitter und Co. unseren Nachrichtentakt dominiert hätten.