Das letzte Wegstück

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botte05 Avatar

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„Fred, alleinerziehender Vater, Angestellter, seit Neuestem Sterbebegleiter, möchte bei seinem ersten Einsatz alles richtig machen. Karla, reserviert und eigensinnig, hat nur noch wenige Monate zu leben. Phil ist Freds 13-jähriger Sohn und bekommt eine besondere Aufgrabe von Karla. Eine spannungsreiche und spannende Beziehungsdynamik entsteht, als sich diese drei ganz unterschiedlichen Menschen auf einen gemeinsamen Weg machen.“ – Zitat Buchrücken

Mit ihrem Buch gibt Susann Pásztor mir eine Art „Handbuch zur Sterbebegleitung“ an die Hand, obwohl es sich ja „nur“ um einen Roman handelt. Sehr feinfühlig, realistisch, leise und sachlich darf ich Karla auf dem Weg hin zum Sterben begleiten. Es fühlt sich nicht nach Voyeurismus an, es gibt keine „special effects“, sondern „einfach“ nur ein letztes Wegstück.

Und dann sind da noch Fred und sein Sohn. Fred, immer bemüht, das Richtige zu tun, leider hin und wieder etwas „unglücklich“ in seiner guten Absicht. Phil, eigentlich noch zu sehr Kind, aber im Umgang mit Karla hervorragend intuitiv und wohltuend; ein kleiner Erwachsener. Genau wie Fred muss auch ich lernen, dass es bei einer Sterbebegleitung nicht um meine Vorstellung vom Tod oder Ableben geht, sondern schlicht und ergreifend um die Wünsche, Ansichten und Pläne des zu Begleitenden.

So begleite ich die verschiedenen Phasen des Fortgehens, welche in diesem Falle aufgrund einer Krebserkrankung zu einem unabdingbaren Sterben führen werden. Ich erfahre mehr als mir lieb ist über Bestattungsmöglichkeiten im In- und Ausland und kann voll verstehen, dass Karla „das alles“ irgendwie nicht will… Am Ende steht jedoch nicht der Tod, sondern das Weiterleben der Begleiter, welches durch das Kennenlernen von Karla, dieser wunderbaren Frau und ihrem „Sein“ bereichert wurde.

Für mich ist „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ein wunderbares Buch, welches mir etwas mit gibt. Aber wem würde ich es empfehlen wollen?!? Es könnte dem einen oder anderen Leser zu viel „Realität“ beinhalten. Es ist kein Unterhaltungsbuch, obwohl es mich in seiner Ernsthaftigkeit durchaus „unterhalten“ hat.


Rezension: Susann Pásztor, Und dann seht einer auf und öffnet das Fenster, Literatur, Kiepenheuer & Witsch, Gebundene Ausgabe, 288 Seiten, 20,00 €, Erscheinungsdatum: 16.02.2017