Geht ans Herz

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signalhill Avatar

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Der Roman „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ von Susann Pásztor hat einen eher nichtssagenden Namen und ein ebensolches Cover. Im Buchladen wäre mir dieses Buch kaum aufgefallen; umso besser, dass ich es hier auf Vorablesen vorablesen durfte. Schon die Leseprobe hat einen Hinweis darauf gegeben, dass es sich bei diesem Roman um etwas ganz Besonderes handelt, und so war es dann auch.

Zum Inhalt: Karla, Phil und Fred – drei Charaktere, die durch Freds ehrenamtlichen Job zusammen geführt werden. Fred hat gerade eine Ausbildung als ehrenamtlicher Sterbebegleiter absolviert; Karla hat Bauchspeicheldrüsenkrebs und wird ihr letztes halbes Jahr erleben. Fred ist ihr Sterbebegleiter, und warum er genau diesen Job macht, weiß er vielleicht selbst nicht. Bei Karla landen kann er jedenfalls nicht. Das kann aber sein Sohn Phil, der Karla besuchen darf, nicht aber dessen Vater Fred...

Es ist nicht leicht, sich mit einer Person auseinanderzusetzen, die nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Wie würde man selbst reagieren? Kann man es Karla übelnehmen, dass sie so abweisend und eigensinnig ist? Müsste sie nicht netter zu ihren Helfern sein? Müsste sie nicht noch ganz viel aus ihrem „Restleben“ herausholen? Schwierig, diese Fragen zu beantworten, wenn man selbst nicht betroffen ist.

Die Autorin überzeugt durch einen tollen Schreibstil und authentische Figuren, die alles andere als Helden sind und alle ihre Fehler haben. Besonders hat mir gefallen, wie unbeholfen Fred auf Kara zugeht, wie man ihm förmlich beim Scheitern zuschauen kann. Was er sich über Karla denkt, wird so authentisch vermittelt, dass man sofort von der Geschichte in ihren Bann gezogen wird.

Fazit: „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist sicher nicht für sehr junge Leser gedacht, und das suggeriert sicher auch bereits das Cover. Es dreht sich um ein Thema, mit dem sich aber jeder einmal auseinandersetzen sollte. Hier geht es um Zwischenmenschlichkeit, Abweisung, aber auch Zusammenfinden. Es ist ein herzerwärmendes Buch, das man mit seinen 288 Seiten sehr schnell gelesen hat. Ich habe es sehr gern gelesen und verleihe daher die volle Sternzahl.