Unheimlich berührend und stark

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raschke64 Avatar

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Fred Wiener ist geschieden, zieht seinen Sohn Phil allein groß und arbeitet in einem Büro. Allgemein ist er wohl so etwas wie ein eher einsamer, trauriger, sehr zurückgezogener und kontaktscheuer Mensch. Seine Kollegen bekommen erst etwas Respekt vor ihm, als er erzählt, dass er sich als ehrenamtlicher Sterbebegleiter hat ausbilden lassen. Doch gleich seine erste "Klientin" Karla macht es ihm schwer und ist völlig anders, als er es erwartet hat...

Das Buch hat mich stark beeindruckt. Zum einen rein vom Aufbau her. Über den Kapiteln steht jeweils der Name desjenigen, aus dessen Sicht erzählt wird. Das macht es dem Leser einfach, obwohl man allein schon am unterschiedlichen Stil gemerkt hätte, wer da berichtet. Am besten gefiel mir die direkte, geradlinige und auch sehr pragmatische Art des 13-jährigen Phil. Man merkt im Laufe des Buches, dass er nicht nur körperlich wächst, sondern insgesamt erwachsener wird.
Vor allem aber hat mich der Inhalt beeindruckt und berührt. Die Art der Autorin über die Figur Karla mit der Krebserkrankung und dem Sterben umzugehen und dabei rüberzubringen, wie man die Wünsche der Menschen zu respektieren hat, hat mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Fred wollte als Sterbebegleiter alles richtig machen und macht doch einiges ganz falsch. Das kann einem selbst immer passieren, sobald eine Person in der Umgebung von Krebs oder einer anderen schweren Krankheit betroffen ist. Ich habe viel aus dem Buch gelernt und mitgenommen.
Und trotzdem habe ich das Buch als einen schönen Roman empfunden, der mich auch unterhalten hat. Dieser Spagat ist der Autorin zu 100 % gelungen. Mehr als die volle Punktzahl kann ich nicht vergeben, aber hier hätte ich gern noch die Möglichkeit von Zusatzpunkten gehabt.