Vom Leben und Sterben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
regenprinz Avatar

Von

Der neue Roman von Susann Pásztor hat mir ebenso gut gefallen wie die beiden Bücher, die ich zuvor schon von ihr gelesen hatte. Die Autorin scheint ein Garant für ungewöhnliche Geschichten, besondere Charaktere, eine exakte Beobachtungsgabe und sehr feinen Humor zu sein.
In ihrem neuen Buch steht das Thema Sterbebegleitung im Focus. Fred Wiener, der ehrenamtliche, übergewichtige und etwas tolpatschige Neueinsteiger übernimmt mit der spröden Karla seine erste Betreuung. Doch seine Klientin ist so ganz anders, als er sich das vorgestellt hat - viel weniger dankbar, viel weniger offen für seine Versuche, ihr die letzte Zeit ihres Lebens zu erleichtern oder gar zu verschönern. Da helfen ihm auch die regelmäßigen Supervisionsrunden im Hospiz kaum weiter.
Nein, sein Teenagersohn Phil ist es schließlich, der einen Draht zu Karla findet. Und ausgerechnet der prollige Hausmeister Klaffki bietet Fred die Chance, eine voreilige Entscheidung wieder gutzumachen (mit der er Karla verprellt hatte), indem er ihn herbeiruft, als sie in der Klemme steckt ...
Ich denke, das, was mich am meisten an diesem Roman fasziniert hat, ist seine Leichtigkeit; die Art und Weise, wie Dinge in der Schwebe bleiben. So vieles bleibt unerzählt oder wird nur zart angedeutet. Keine Szene wirkt emotional überfrachtet. Es ist trotz der häufigen Wechsel zwischen den einzelnen Figuren ein angenehm ruhig erscheinender Roman.
Ursprünglich war ich vor allem gespannt auf Karlas Vergangenheit, aber dieses Interesse verflüchtigte sich rasch im Laufe der Handlung. Stattdessen akzeptierte ich, dass sie dabei war zu verschwinden und ihre persönliche Geschichte mit sich nehmen würde. Ihre Entscheidung schien mir so auch die einzig folgerichtige, perfekt zu ihr passende.
Sehr gut dargestellt fand ich außerdem Phils Entwicklung. Haderte er anfangs noch mit seiner geringen Größe, wuchs seine innere Stärke mit jedem Zentimeter und sein Selbstvertrauen von Kapitel zu Kapitel - am Ende wuchs er meiner Meinung nach sogar über einen Jungen in seinem Alter hinaus.
Fazit: Ein stilvoller, facettenreicher und sehr fein ausbalancierter Roman über das Leben und Sterben in unserer Gesellschaft, mit Figuren, die ihre Geschichte perfekt transportieren. Wunderbar erzählt obendrein. Ich freue mich jetzt schon auf jedes weitere Buch der Autorin!