Vom Leben und vom Tod

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dicketilla Avatar

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Die 60 jährige Klara Jenner, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der inoperabel ist, erkrankt ist, hat die Chemotherapie abgebrochen.
"Weil es mir dabei so schlecht ging, dass die Hoffnung auf ein paar Extrawochen Leben um diesen Preis einfach nur absurd war." (S.50)
Das Hopitz kommt für sie nicht in Frage, möchte daheim bleiben.
Sie hat das Hospitz um einen Sterbebegleiter gebeten, doch als dieser bei ihr vorspricht, ist sie davon nicht mehr begeistert, und weisst ihn ab, doch das lässt Fred nicht zu.
Fred Wiener ist ehenamtlicher Sterbebegleiter. Er wollte etwas bewirken, daher hatte er sich für einen Kurs angemeldet. Es ist seine erste Begleitung, daher möchte er nichts falsch machen, geht behutsam an die Aufgabe heran. Karla hat eine Unnahbarkeit an sich. Sie ist erst vor einem Dreivierteljahr, nach 20 Jahren, aus Ibiza zurück. Führte ein freies, ungezwungenes Leben, zog mit Bands durchs Land, fotografierte.
Daher ist diese Ausbremsung durch die Krankhet für sie unerträglich.
Phil, Freds Sohn, soll die analogen Negative von Karla einscannen und digitalisieren, für die Nachwelt erhalten. So kommen sich Phil und Klara langsam näher, und der 13 jährige beginnt durch diese Begegnung mehr über Leben und Tod zu erfahren. Er, der sich für Lyrik interessiert, sich in seine Welt zurückzog, cool gab, aber trotzdem die Nähe des Vaters suchte, der selbst in einer verschlossenen Welt lebte.

Für mich ist die Geschichte von Susann Pásztor, nicht nur eine Geschichte über den Tod, sondern auch eine über das Leben, und wie wichtig es ist sich auf andere Menschen einzulassen. So treffen völlig unterschiedliche Personen aufeinander. Der Hausmeister Klaffkis mit seinem Hund Kottke, den man anfangs für etwas prollig hält, aber der viel Herz in sich trägt. Roma, lebenslustige Studentin, die nicht aufgibt Karla zum Essen zu bewegen, Vertraute wird. So bilden sie zusammen mit Fred und Phil ein Anker, an dem sie sich selbst halten können, das unabwendbarem Ende Karlas zu ertragen.
Besonders gefallen haben mir auch die Notizen, Wortbildungen, die Karla aufschreibt. In ihnen ihre Gefühlswelt zum Ausdruck gebracht wird. Sie, die nur wenig über ihr Leben erzählt.

D.Susann Pásztor schreibt Bücher, die etwas über Meschen, Schicksale ihren Gefühlen zu berichten wissen. Das konnte ich bereits bei "Ein fabelhafter Lügner" erfahren. Auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ein Buch, dass über das Sterben eines Menschen erzählt, ihm Menschen zur Seite stellt, am Ende sogar Hoffnung, Hoffnung auf einen selbstbestimmten Tod stellt. Es brilliert mit einer Sprache, die keinerlei Sentimentalität in sich trägt, sondern voller Achtung und Behutsam durch die Handlung trägt. Auch wenn der Schmerz des Abschiedes noch so schwer fällt, ist es doch immer ein Weg, der dem Sterbenden Erlösung gibt.
Das Fenster geöffnet wird, seiner Seele die Freiheit schenkt.