Aufbruch aus der Nachkriegszeit

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aoibheann Avatar

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Ich habe riesig gefreut, einen neuen Roman von Carmen Korn lesen zu können. Schon ihre letzte Trilogie hat mich vollends begeistert und zum Fan gemacht. Und auch dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Wie in einer Art Tagebuch wird die Geschichte erzählt. Die Kapitel sind oft kurz gehalten, so dass man sich abends auch mal „eben schnell“ noch ein paar Seiten genehmigen kann. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und so hatte ich nie Probleme wieder reinzukommen.

In „Und die Welt war jung“ erzählt Korn über die ersten zehn Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Sie erzählt die Geschichte dreier Familien, die durch Freundschaft und Verwandtschaft miteinander verbunden sind. Und sie tut dies gewohnt mit sehr viel Feingefühl und Liebe zum Detail, ohne sich in Kleinigkeiten zu verlieren. Ich finde, man merkt hier einfach, dass der Autorin die beschriebenen Städte vertraut sind. Es war einfach sehr schön den Wiederaufbau von Hamburg und Köln durch die Augen ihrer Figuren mitzuerleben. Jedes kleine Detail, jedes Gebäude und Straße birgt Erinnerungen an eine glückliche und friedliche Zeit vor dem Krieg.

Es geht langsam wieder aufwärts nach dem Krieg. Nach dem reinen Überleben der Hungerjahre rückt jetzt das Leben selbst wieder mehr in den Vordergrund. Natürlich sind die Spuren des Krieges nicht zu übersehen – weder die an den zerstörten Gebäuden noch die seelischen, die viele Menschen täglich im Vorgenen mit sich tragen. Es ist ein bescheidener Wohlstand, der dort langsam erwächst. Wieder eine gute Flasche Wein zu trinken, genug zu Essen auf dem Tisch zu haben, Einkäufe in einem Feinkostladen – ein wenig mehr Leichtigkeit im Leben. Wieder Träume zulassen.

Auch bei ihren Figuren hat Carmen Korn für mich wieder beweisen, wie wunderbar sie diese zum Leben erwecken kann. Die Sorgen und Nöte erscheinen manchmal alltäglich und nichtig auf den ersten Blick. Aber sie schafft es mühelos mich als Leser einzufangen und mitzunehmen, zu diesen Familien und deren Leben. Es fühlte sich an, als würde ich diese schon seit vielen Jahren persönlich kennen. Ich habe Anteil genommen am Schicksal jeder einzelnen Figur, habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gelitten.
Und dann hört das Buch mit einem fiesen Cliffhanger auf – ich muss wohl nicht erwähnen, wer da den Buchladen stürmen wird wenn der nächste Band erscheint, oder?