Gar nicht cool

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Alina Bronsky schreibt so, wie die meisten von uns denken und sprechen: unverschnörkelt, geradeheraus, manchmal mit Ausdrücken aus dem unteren Niveau. Eben genauso, wie es diejenigen tun, die keineswegs vom Glück begünstigt sind, die in Plattenbauten wohnen, meist aus dem Osten zugewandert sind und mit ihrem Alltag kämpfen, besonders wenn sie noch recht jung sind. Das ist in den meisten ihrer Werke so, und das hat mich von allem Anfang zu ihrem Fan gemacht, als ich "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche" zum ersten Mal las.
Hier ist es die Schülerin Kim, die bei einer widerwillig besuchten Lesung feststellt, dass die Autorin exakt über sie zu schreiben scheint. Eigentlich will sie sich vor ihren Mitschülern nicht als interessiert outen, kann sich aber der Faszination nicht entziehen und kauft das Buch.
Noch in der Nacht beginnt sie zu lesen, erkennt sich und ihre Familie in jedem Detail und beginnt sich zu fürchten. Denn das, was da steht, hat mit ihrer Zukunft zu tun, und die macht ihr Angst, ist sie doch alles andere als verheissungsvoll. Für sich selbst will sie ja ein schöneres Leben, mehr Wohlstand und Ordnung, einen Vater und eine liebevollere Mutter. Trotzdem holt sie sich Rat bei dem Mädchen im Buch, wie sie sich verhalten, was sie tun soll bei dem, was da gerade auf sie zu kommt. Man ahnt, dass das nur in die Katastrophe führen kann.
Auf der anderen Seite steht Petrowna, Kims ruppige Freundin, welche offensichtlich andere Ziele verfolgt als sie selbst, die ihr aber doch eine grosse Hilfe ist, besonders bei Auseinandersetzungen, die ins Auge gehen könnten. Das muss ja zu einer Reihe von Verwicklungen führen!
Fazit: Jung sein war noch nie leicht, und es wird in Zukunft auch nicht besser werden.
Eine frische Sprache, ein aufregender Spannungsbogen mit nachvollziehbarem Handlungsaufbau und Themen, welche die Jugend hauptsächlich bewegen. Alina Bronsky kann sich so recht in junge Leute hineinfühlen. Sie versteht es, so zu schreiben, dass sie die Teenager mit diesem Buch ansprechen und zum Lesen bewegen kann. Ich als Erwachsene lese Bronskys Jugendbücher auch gern.