Ungewöhnliche Coming-of-Age Geschichte

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kindder80er Avatar

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Kim und Petrowna pflegen seit der ersten Klasse eine Freundschaft, die schon ruppiger angefangen hat und durch die Ton angebende Petrowna recht burschikos geblieben ist. Kim ist dabei eindeutig der devote Part, obwohl sie schon sehr aufsässig sein kann. Ich würde sie dennoch als naiv und streckenweise sogar ein bisschen begriffsstutzig beschreiben. Ein ganz normaler Teenager eben. ;-)

Als die ganze Klasse zu einer Lesung gehen soll, hat niemand so richtig Lust, denn Lesen ist für diese Schüler mal so überhaupt nicht cool. Kim hat sogar noch nie ein Buch freiwillig angefasst, was sie mehrfach betont.

Kurz nachdem die Autorin aber zu lesen begonnen hat, wird Kim stutzig: Ist das nicht genau ihr Leben, von dem die Autorin da schreibt? Kim ist Scheidungskind, wächst bei ihrer Mutter auf, mit der das Leben nicht gerade einfach ist. Bis auf wenige Details ähnelt das, was Kim da hört, frappierend ihrem Alltag, also MUSS sie das Buch haben. Die Autorin, der sie es abkaufen will, ist wenig kooperativ und wirkt unsympathisch. Deswegen geht Kim schnurstracks in die nächste Buchhandlung, kauft es sich (unverschämte 14,95 für 150 Seiten!!! ;-)) und muss schon nach den ersten Zeilen feststellen, dass es nicht nur ihr Leben im Allgemeinen betrifft, sondern im Buch sogar haargenau die Sätze geschrieben stehen, die sie gerade noch gesagt hat...

Wenn man sich in Kim hineinversetzt ist das schon sehr spooky, aber auch eine sehr interessante Idee von Alina Bronsky. Leider verliert sich das Mysteriöse schon sehr bald. Der Schreibstil ist federleicht und man gleitet durch das Buch nur so dahin, aber in meinen Augen verrennt sich Kim zu oft und dreht sich tatsächlich nur um sich selbst, obwohl sie ja vorgibt, den männlichen Protagonisten des Buches, den sie als einen Klassenkameraden von sich identifiziert, retten zu wollen. Aber auch da ist es wohl ein Abziehbild dessen, was wir alle in der Pubertät durchmachen mussten.

Das Ende erklärt nicht alles, wirkt aber dennoch rund. Ich habe es gerne gelesen und würde es für Leser (eher Leserinnen) ab 12 empfehlen.

Das Hörbuch wird übrigens von Jasna Fritzi Bauer gelesen, die auch schon bei der Verfilmung von Bronskys Debütroman "Scherbenpark" die Protagonistin verkörperte. Das hörbare Alter der Stimme passt sehr gut zur Teenagerin Kim, allerdings hat Jasna Fritzi Bauer nicht so viele verschiedene Stimmen parat und liest wirklich eher vor, als dass sie den Figuren Leben einhaucht. Trotzdem liest sie gut, laut und deutlich.