Nur bedingt erleuchtend

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r.e.r. Avatar

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„Tina, watt kosten die Kondome“ rief einst Hella von Sinnen in einem Werbespot. Ingolf Lück, der die kleine bunte Packung unter seinen anderen Einkäufen geschickt versteckt hatte, versinkt daraufhin beinahe vor Scham im Boden. Ähnlich ergeht es Alice, der Hauptfigur aus Laurent Gounells Roman. Die Marketingfachfrau hilft ihrem Priesterfreund aus Kindertagen seine leere Kirche wieder zu füllen. Dafür will die Atheistin sich mit den Grundlagen des christlichen Glaubens vertraut machen.

In der Bibel liest sie „Selig seid ihr, wenn die Menschen euch ausschließen und schmähen“. Sie beschließt kurzerhand, sich in eine beschämende Situation zu bringen um das am eigenen Leib zu testen. Also kauft Sie sämtliche Kondome eines Supermarktes auf. Der Scanner der Kasse erspart ihr zwar die Frage nach dem Preis, nicht aber den nach den unterschiedlichen Größen. Auch Alice ist am Ende froh dem prüfenden Blick der Kassiererin entronnen zu sein. Selig fühlt sie sich jedoch nicht. Auch dann nicht, als sie die Packungen nach der Kasse dem katholischen Wohltätigkeitsdienst in die Sammelkiste wirft.

Laurent Gounelle hat sich mit seinen spirituellen Lebensratgebern in Frankreich einen Namen gemacht. Seine Romane „Der Mann der glücklich sein wollte“ und „Gott reist immer incognito“ waren dort Bestseller. „Und du wirst den verborgenen Schatz in dir finden“ ist anfangs ebenfalls sehr vielversprechend. Das Problem des Priesters Jeremie kennen viele Gemeinden. Die Gottesdienste werden nicht mehr besucht, oft bleiben die Kirchen selbst an hohen Festtagen leer. Wieder mehr Menschen für den Glauben zu begeistern bzw. Wege aufzuzeigen, wie dies möglich ist, hatte mich neugierig gemacht.

Und einige gute Ideen liefert Gounelle. Den Beichtstuhl als „Hütte der Ratschläge“ zu titulieren lockt viele Ratsuchende an. Und die Buße sind mitnichten drei Rosenkränze oder zehn Vater unser. Dem Pater fallen ganz andere Dinge ein, um seine Schäfchen zum Nachdenken zu bringen. Immer dann, wenn Gounelle so konkret wird, ist das Buch ein reines Vergnügen.

Leider verliert er sich im Laufe des Buches zu sehr in spirituellen Fachchinesisch. Alice hechtet den Lebensweisheiten von Philosophen, Physikern und ihrem persönlichen Guru, einen Persönlichkeitscoach, nach. Sie mischt philosophische Thesen, wissenschaftliche Fakten, eigen Erlebtes und religiöse Inhalte zu einem großen Mischmasch, dem sie ihre persönliche Erleuchtung entnimmt. Als Leser ist man da aber schon längst gedanklich abgedriftet.