Beiläufige Gewalt

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simone1711 Avatar

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Mit den Illusionen über eine glückliche Kindheit auf dem Land dürfte es vorbei sein nach der Lektüre von Lize Spits Buch. Es gibt sie zwar, die Idylle, kleine Klassen in der Dorfschule, Tiere, Freiheit, Freunde. Doch es gibt auch noch ein paar andere Dinge, die schwerer wiegen.

Die erwachsene Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Es soll dort eine Feier geben, die neue Melkmaschine ihres Kindheitsfreundes Pim wird eingeweiht und zeitgleich des Todes seines Bruders gedacht, der starb als sie noch Kinder waren. Zusammen mit Pim und dem dritten Musketier Laurens wuchs Eva in dem kleinen belgischen Dorf auf. Allein durch die Tatsache, dass sie die einzigen Kinder eines Jahrganges waren, sind sie unzertrennlich. Doch die Kluft zwischen ihnen wird mit dem Älterwerden größer und gipfelt in einer Eskalation, die Eva Jahre später den Eisblock einfrieren lässt.

Evas familiäre Situation, im Dorf zwar bekannt, aber von niemandem wirklich zur Kenntnis genommen sorgt ebenfalls dafür, dass ihre Heimatlosigkeit und ihre Erstarrung nach allem Erlebten sie einen unglaublichen Schritt lassen.

Obwohl die Grausamkeiten, die Kinderstreiche, die eigentlich keine sind, und die sich zuspitzende Spannung eher beiläufig beschrieben werden, trifft einen die Geschichte wirklich bis ins Mark. Ich habe noch eine Weile über glückliche Kindheiten in scheinbarer Dorfidylle nachgedacht.